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"Energie prägt mein Leben"

Porträtfoto Dr. Christof Günther

Dr. Christof Günther ist Vorsitzender des DIHK-Ausschusses für Umwelt und Energie

© Matthias Wuttig

Im März 2023 wählte der DIHK-Ausschuss für Umwelt und Energie seinen bisherigen Vorsitzenden zum neuen Vorsitzenden: Er heißt Dr.  Christof Günther und ist Geschäftsführer des größten Chemieparks Deutschlands. Wir wollten wissen, wie er zum Klimaschutz steht und was ihn bei seinem ehrenamtlichen Engagement antreibt.

Vom Lehrling zum Geschäftsführer. Eine heute eher ungewöhnliche Laufbahn, oder?

In meiner Ausbildung zum Elektromaschinenbauer habe ich gelernt, Generatoren und elektrische Großmotoren zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Ich kenne die praktische Seite der Arbeitswelt aus eigenem Erleben. Davon profitiere ich bis heute. Diese Erfahrung hilft mir bei der Beurteilung von praktischen Fragestellungen, auch auf der Leitungsebene. Die Ausbildung war der Startschuss: Energie prägt seither mein Leben – erst die Lehre, dann das Studium, heute der Beruf.

Sie führen einen Chemiepark. Wie genau funktioniert das?

Am Standort Leuna sind 130 Unternehmen ansässig, davon 30 Chemiebetriebe. Diese Chemiebetriebe sind eng miteinander verknüpft. Technisch über ein Rohrleitungssystem, aber auch ökonomisch und personell. Teilweise hängen die Produktionen voneinander ab. Das eine Unternehmen stellt den Rohstoff her, den ein anderes für seine Produktion benötigt.

Als InfraLeuna GmbH stellen wir die komplexe technische Infrastruktur zur Verfügung. Da geht es um die Versorgung mit Strom, Wärme, Druckluft, Kühlwasser, aber auch um Bahnlogistik und die Spedition, bis hin zu Werkschutz, Werkfeuerwehr und Arbeitsmedizin.

Das ist aber nicht alles. Wir wollen, dass potenzielle Synergien zwischen den Unternehmen maximal genutzt werden. Wir bieten Netzwerke und Arbeitskreise an, auch einen Geschäftsführer-Stammtisch. Die Akteure am Standort haben oft ähnliche Probleme. Warum sollten sie nicht zusammen an einer gemeinsamen Lösung arbeiten?

Eines dieser Themen dürfte der Klimaschutz sein. Wie sehen Sie da Ihre Branche aufgestellt?

Die chemische Industrie ist besonders energieintensiv. In Leuna benötigen wir so viel Strom wie 60 Prozent der privaten Haushalte in Sachsen-Anhalt zusammen. Unser Wärmebedarf ist doppelt so groß wie die Wärmelieferungen aller Fernwärmeversorger des Landes insgesamt. Bei diesen Größenordnungen geht es für die Unternehmen ganz wesentlich um Zuverlässigkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Aber natürlich wollen wir auch, und zwar unabhängig von einer aktuellen politischen Diskussion, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

In Leuna haben wir da sicher Vorteile. Zum Beispiel können wir durch die Verbindung der einzelnen Unternehmen die Abwärme des einen Betriebes zu Nutzwärme für einen anderen Betrieb umwandeln. Das ist kostengünstig und nachhaltig. Wir sind auch als erster Standort in Deutschland der Initiative "Energieeffizienz-Netzwerke" beigetreten.

Auch im DIHK-Ausschuss ist dieses Thema sehr präsent. Die Unternehmen müssen ja nicht nur innerhalb Deutschlands oder Europas wettbewerbsfähig sein, sondern weltweit. Neben dem EU-Emissionshandel beziehungsweise dem Brennstoffemissionshandelsgesetz sind sie von zahllosen weiteren Vorschriften zu Klimaschutz, Energieeffizienz oder erneuerbaren Energien betroffen. Oft haben wir es mit umfangreichen und komplexen bürokratischen Vorgaben zu tun. Als Ausschuss wollen wir Hilfestellungen bieten, aber auch in der Politik für ein pragmatisches Vorgehen werben.

Aufsichtsrat, Kuratoriumsvorsitzender, Domherr: Sie sind vielseitig ehrenamtlich engagiert. Was treibt Sie an?

Als Geschäftsführer ist es natürlich meine erste Aufgabe, das Unternehmen erfolgreich zu führen und dabei auch zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Ohne attraktive Arbeitsplätze hat eine Region keine Perspektive.

Die Menschen in der Region, auch unsere Fachkräfte, wollen sich aber auch weiterbilden können und müssen sich privat wohlfühlen. Deswegen engagiere ich mich an der Hochschule Merseburg und unterstütze Verbundstrukturen für die duale Ausbildung. Unsere Gegend hat auch touristisch viel zu bieten, wie etwa den Kaiserdom zu Merseburg, dessen 1.000. Weihejubiläum wir in diesem Jahr feiern. Meine Verbundenheit mit der mitteldeutschen Region ist groß. Und abends vom Schreibtisch aufzustehen und dann das Umfeld außerhalb des Unternehmens mitzugestalten, lohnt sich und macht Spaß!

Kontakt

Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie

Zur Person

Dr. Christof Günther ist seit 2012 Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH. Er ist Vorstand mehrerer Fachverbände, Kuratoriumsvorsitzender der Hochschule Merseburg und Vizepräsident der IHK Halle-Dessau. 2016 verlieh ihm die Stadt Leuna die Ehrenmedaille.

Weitere Interviews

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