"Gerade das wollen wir vermitteln: dass Wirtschaft intakte Ökosysteme braucht und wie eng somit alles mit Biodiversität zusammenhängt", erklärt Eva Baumgärtner, Projektkoordinatorin bei UBi. Und das gilt auch für Branchen, in denen die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen nicht direkt ersichtlich ist, wie etwa die Kfz-Industrie: "Für die Herstellung eines Autos werden zahlreiche Rohstoffe benötigt, wie Gummi für Reifen, Metalle für die Karosserie und Wasser für Produktionsprozesse. All diese Rohstoffe liefert die Natur."
"Wir sensibilisieren kleine und mittlere Unternehmen für Risiken in ihren Wertschöpfungsketten, denn wenn Ökosysteme geschädigt werden, fehlen uns nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch wichtige Rohstoffe für Industrie, Medizin, Bau und Nahrung", betont Valentin Franklyn, ebenfalls Projektkoordinator.
Das Projekt UBi richte sich an alle Branchen und biete Unterstützung in Form von Biodiversitäts-Bündnissen, die mit den regionalen IHKs aufgebaut würden, so Franklyn. "Der Fokus liegt darauf, Unternehmen bei Biodiversitätsthemen zu begleiten. Welche Maßnahmen zum Schutz von Ökosystemen beitragen, wie man sie umsetzt und wer einem dabei helfen kann, erfahren Unternehmen in unseren Bündnissen.”
Dabei setzt das UBi-Team auf unterschiedliche Formate. So tauschen sich Unternehmen beispielsweise digital über ihre Erfahrungen mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung aus. Aber auch Coachings auf Betriebsgeländen gehören dazu. Unternehmen erfahren beispielsweise, wie sie ihre Flächen so bepflanzen und gestalten, dass sie Starkregen und Hitze besser standhalten und gleichzeitig mehr Lebensraum für Insekten und Kleintiere schaffen. Das hilft auch im Wettbewerb um Fachkräfte: "Begrünte Hauswände, Dächer und blühende Außenanlagen verbessern die Arbeitsatmosphäre und fördern die Zufriedenheit”, so Eva Baumgärtner.
Roadshows in den IHK-Bezirken
Das Projekt UBi startete im November 2021. Seitdem hat das Thema noch mehr Fahrt aufgenommen. Grund dafür sind die EU-Nachhaltigkeitsregularien, die Unternehmen zu nachhaltigeren und transparenteren Lieferketten verpflichten. Baumgärtner und Franklyn koordinieren derzeit drei regionale IHK-Bündnisse; mindestens zwei weitere sollen in diesem Jahr folgen.
Mit rund der Hälfte der deutschen Industrie- und Handelskammern (IHKs) stehen sie in Kontakt und veranstalten Roadshows in den Regionen, um Biodiversitätsthemen voranzutreiben. Einmal im Jahr fördert zudem ein Dialogforum in Berlin den Austausch zwischen Unternehmen. Die Finanzierung des Projekts ist vorerst bis Ende 2026 gesichert.
Finanzielle Stabilität an Gesundheit der Ökosysteme gekoppelt
Biodiversität spielt auch für den Finanzsektor eine zentrale Rolle. Laut einer Studie der Europäischen Zentralbank hängen 75 Prozent der von Euro-Banken vergebenen Unternehmenskredite von mindestens einer wichtigen Ökosystem-Dienstleistung ab. Dies verdeutlicht, wie stark die finanzielle Stabilität vieler Unternehmen an die Gesundheit der Ökosysteme gekoppelt ist. Der Verlust von Biodiversität kann erhebliche finanzielle Risiken mit sich bringen.
Berichte wie der Global Risk Report 2025 des Weltwirtschaftsforums unterstreichen diese Bedeutung: Der Verlust von Biodiversität liegt mittlerweile auf Platz zwei der größten Risiken im Zehn-Jahres-Ausblick.
Zudem verstärkt der Verlust an Biodiversität die Folgen extremer Wetterereignisse, die ebenfalls zu den größten Gefahren zählen. Umgekehrt können – wie auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz nachzulesen ist – intakte Ökosysteme die Auswirkungen etwa von Starkregen abfedern: So wirken Wälder oder Moore als Wasserspeicher und sind so in der Lage, Hochwasserereignisse zu mindern, die Unternehmen und Bevölkerung teuer zu stehen kommen können.
Der Schutz der Biodiversität ist also nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch essenziell. Entsprechend trägt die Integration von Biodiversitätsmaßnahmen in Geschäftsstrategien dazu bei, die Widerstandsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen langfristig zu stärken.