DIHK-Konjunktur-Insight: Industrieller Mittelstand
Geschäftslage und -erwartungen verschlechtern sich deutlich
Die Lageeinschätzungen und Geschäftsaussichten des industriellen Mittelstands lassen aktuell keine konjunkturelle Belebung erwarten. Die Aussichten haben sich deutlich verdüstert und sind zudem schlechter als im Mittelstand insgesamt. Zwei von fünf Industriebetrieben mit bis zu 200 Beschäftigten erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten. Nur noch jeder Zehnte (11 Prozent nach 16 Prozent im Frühsommer) geht von einer Verbesserung aus. Der Saldo der Geschäftserwartungen fällt im Vergleich zum Frühsommer deutlich ab und liegt mit minus 29 Punkten auch niedriger als im Mittelstand insgesamt (minus 24 Punkte).
Erwartungen | + | +/- | - | Saldo |
---|---|---|---|---|
Mittelstand | 12 (18) | 52 (57) | 36 (25) | -24 (-7) |
Industrieller Mittelstand | 11 (16) | 49 (59) | 40 (25) | -29 (-9) |
Lage | + | +/- | - | Saldo |
Mittelstand | 30 (33) | 49 (51) | 21(16) | +9 (+17) |
Industrieller Mittelstand | 24 (34) | 49 (49) | 27 (17) | -3 (+17) |
(Werte der Vorumfrage in Klammern)
Auch ihre aktuelle Geschäftslage bewerten die kleinen und mittelgroßen Industrieunternehmen deutlich schlechter – und mittlerweile überwiegend negativ. Der Saldo fällt um deutliche 20 auf minus 3 Punkte. Damit sieht der industrielle Mittelstand seine derzeitige Lage auch deutlich schlechter als der Mittelstand insgesamt (plus 9 Punkte).
Energie- und Rohstoffpreise sowie Inlandsnachfrage sind Top-Risiken im industriellen Mittelstand
Neben einer zähen Geschäftsentwicklung tragen insbesondere zahlreiche Geschäftsrisiken zur Stimmungsverschlechterung bei. Eine Belastung sind weiterhin die Energie- und Rohstoffpreise. Sie werden trotz eines leichten Rückgangs am häufigsten als Risiko genannt (71 Prozent nach 76 Prozent im Frühsommer). Industriebetriebe im Mittelstand sind durch die hohen Energiekosten deutlich stärker belastet als der Mittelstand insgesamt (61 Prozent).
Ähnliches gilt auch für die Nachfrageseite. Aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche, der Investitionszurückhaltung und wegen des Abbaus von Lagerbeständen fürchten fast zwei Drittel der kleinen und mittelgroßen Industrieunternehmen eine mangelnde Inlandsnachfrage – bei Mittelständlern insgesamt sind es "nur" gut die Hälfte (53 Prozent). Hinzu kommen strukturelle Risiken wie Fachkräftemangel, Arbeitskosten und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, die von der Mehrheit der Mittelständler als Geschäftsrisiken genannt werden. Insbesondere die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen springen in der mittelständischen Industrie auf einen neuen Höchststand (51 Prozent nach 42 Prozent im Frühsommer). Dabei sind es insbesondere bürokratische Belastungen, die die Unternehmen behindern.
Investitionspläne drehen ins Minus
Die vielen Risiken und die negativen Geschäftserwartungen dämpfen auch deutlich die Investitionspläne der industriellen Mittelständler. Nicht mal ein Viertel will seine Investitionen ausweiten (23 Prozent nach 28 Prozent im Frühsommer), aber fast vier von zehn wollen ihre Investitionstätigkeit zurückfahren (37 Prozent nach 26 Prozent im Frühsommer). Der Saldo der Investitionspläne sinkt damit von plus 2 auf minus 14 Punkte. Besonders bedenklich ist dabei, dass die Investitionsmotive überwiegend in Ersatzinvestitionen (65 Prozent), Rationalisierung (39 Prozent) und Umweltschutz (29 Prozent) liegen. Nur 27 Prozent nennen als Motiv die Produktinnovation und lediglich 21 Prozent wollen Kapazitäten erweitern. Das liegt deutlich unter den langjährigen Durchschnittswerten (33 Prozent und 27 Prozent).