Zwar haben sich die internationalen Lieferketten wieder stabilisiert, seit China seine Null-Covid-Politik eingestellt hat. Dennoch zeigt die DIHK-Konjunkturumfrage Frühsommer 2023 für die Exportgeschäfte deutscher Unternehmen weiterhin wenig Dynamik.
Weltwirtschaft liefert keine nennenswerten Impulse
Exporterwartungen in der Industrie nur marginal verbessertGeopolitische Risiken, die weiterhin hohen Inflationsraten sowie die restriktive Geldpolitik und Nervositäten an den globalen Finanzmärkten belasten die Entwicklung der Weltwirtschaft. Von ihr gehen keine großen Impulse für deutsche Unternehmen aus – die Ausfuhren nach China waren zuletzt sogar rückläufig.
Zudem dämpft die restriktive Geldpolitik der Zentralbanken weltweit die Wirtschaft insbesondere in der Eurozone und in den USA, Deutschlands wichtigstem Exportmarkt. Und nicht zuletzt belastet das Preisniveau der Energieträger die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Waren "made in Germany".
Saldo Optimisten und Pessimisten bleibt nahe der Nulllinie
Entsprechend verhalten fallen die Exporterwartungen der Industrieunternehmen aus, wenn auch gegenüber der Vorumfrage von Jahresbeginn eine leichte Aufhellung zu beobachten ist. Der Anteil der Unternehmen, die für die kommenden zwölf Monate bessere Exportgeschäfte erwarten (23 Prozent), und der Anteil der Betriebe, die mit Einbußen rechnen (22 Prozent), halten sich knapp die Waage. Zu Jahresbeginn waren mit einem Saldo von minus 1 Prozentpunkt die Pessimisten leicht in der Überzahl gewesen, nun überwiegen bei einem Saldo von plus 1 Punkt knapp die Optimisten. Der langjährige Schnitt von 17 Saldopunkten bei den Exporterwartungen liegt jedoch in weiter Ferne.
Die Hauptgruppen im Überblick
Im Detail zeigen sich die Vorleistungsgüterproduzenten sowie die Hersteller von Ge- und Verbrauchsgütern hinsichtlich ihres Auslandsgeschäfts etwas zuversichtlicher als noch zu Jahresbeginn. Die Investitionsgüterproduzenten sind insgesamt zwar optimistischer als die Betriebe der anderen industriellen Hauptgruppen, ihre Erwartungen sind allerdings im Vergleich zur Vorumfrage gesunken.
Für die häufig energieintensiven Vorleistungsgüterproduzenten ist das gesunkene Preisniveau für Strom und Gas zwar ein positiver Impuls, im internationalen Vergleich sind die Energiekosten hierzulande allerdings weiterhin hoch. 19 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Exporte, 24 Prozent nehmen ein geringeres Exportwachstum an. Somit verbessert sich der Saldo gegenüber Jahresbeginn von minus 8 auf minus 5 Punkte, er liegt damit aber noch deutlich unter dem Durchschnitt für diese industrielle Hauptgruppe von 14 Punkten.
Auch die Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten heben ihre Exporterwartungen an – trotz weiterhin hoher Inflationsraten und Konsumzurückhaltung. 21 Prozent der Unternehmen rechnen für die kommenden zwölf Monate mit einem Anstieg ihrer Exporte, 19 Prozent mit einer Verringerung, sodass der Saldo von minus 4 Punkten in der Vorumfrage auf nunmehr 2 Punkte steigt. Erstmals seit Jahresbeginn 2022 haben die Unternehmen damit wieder überwiegend positive Erwartungen für ihr Auslandsgeschäft. Der langjährige Schnitt liegt mit 19 Punkten jedoch weit darüber.
Die Investitionsgüterproduzenten können von der einsetzenden Stabilisierung der Lieferketten profitieren und bestehende Aufträge abarbeiten. 29 Prozent erwarten bessere Exportgeschäfte; 19 Prozent gehen von sinkenden Ausfuhren aus. Der Saldo sinkt auf 10 Punkte (Vorumfrage: 11 Punkte) und liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 20 Punkten.
Auslandsnachfrage bleibt Top-Geschäftsrisiko
Auch bei den Faktoren, die die exportierenden Industrieunternehmen als Geschäftsrisiko bewerten, ist keine Bewegung zu erkennen. Auf Platz eins rangiert hier wie bereits zu Jahresbeginn die Auslandsnachfrage, die ein Drittel der Betriebe als Risiko anführt.
Laut AHK World Business Outlook Frühjahr 2023 sind Nachfragerisiken insbesondere für die in China und in der EU aktiven Unternehmen ein Thema. Wechselkursschwankungen und die damit verbundene Planungsunsicherheit bei der Abwicklung internationaler Geschäfte betrachten 5 Prozent (Jahresbeginn: 6 Prozent) der Industriebetriebe als Gefahr.