In vielen Regionen und klassischen Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel hat das Interesse an Unternehmensgründungen spürbar nachgelassen; gleichzeitig möchten mehr Menschen zunächst nebenberuflich in die Selbstständigkeit starten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).
"Es droht viel unternehmerischer Geist verloren zu gehen"
DIHK stellt Report Unternehmensgründung 2022 vorDIHK-Report Unternehmensgründung 2022 basiert auf den Erfahrungsberichten der rund 350 IHK-Existenzgründungsberaterinnen und -berater aus den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie einer statistischen Auswertung zum IHK-Gründungsservice. Insgesamt fußt er damit auf über 200.000 Kontakten mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern.
Corona und Demografie drücken auf Gründerzahlen
"Erfreulicherweise erleben wir insgesamt wieder mehr Gründungen größerer Betriebe", fasst DIHK-Präsident Peter Adrian die Resultate des neuen Reports zusammen."Wir sehen aber auch eine Reihe von besorgniserregenden Entwicklungen. In Bereichen, die vor allem auch in den Regionen das Unternehmertum prägen, beobachten wir eine deutliche Zurückhaltung. So haben die Lockdown-Phasen infolge der Corona-Pandemie besonders im Einzelhandel und der Gastronomie auch im Jahr 2021 zu großen Unsicherheiten geführt. Erneut sind viele Gründungen zurückgestellt worden."
Dazu kommen laut DIHK-Unternehmensreport langfristige Trends, die sich auf das Gründungsinteresse in den Regionen auswirken: Die besonders gründungsaktiven jüngeren Jahrgänge werden immer kleiner. Aufgrund des Mangels an Fachkräften hat sich gleichzeitig das Angebot an lukrativen Beschäftigungsverhältnissen erhöht. Adrian: "Der Anteil der Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Leider gibt es auch viele Hürden, die grundsätzlich an einer Existenzgründung interessierte Menschen schon im Vorfeld abschrecken."
Größere und Nebenerwerbs-Gründungen im Aufwind
Die Zahl der persönlichen Gespräche mit Gründerinnen und Gründern bei den IHKs ist der DIHK-Untersuchung zufolge im Jahr 2021 nochmals deutlich um zehn Prozent auf knapp 160.000 zurückgegangen. "Es droht viel unternehmerischer Geist verloren zu gehen", so Adrian. "Denn es sind vor allem auch die zahlreichen Geschäfte, Restaurants und die vielen kleineren und mittelgroßen Unternehmen, die Eigenverantwortung und Unternehmertum vor Ort erlebbar machen."
Als "eine sehr erfreuliche Nachricht" bezeichnete der DIHK-Präsident die steigenden Zahlen sowohl bei der Gründung größerer Unternehmen als auch beim nebenberuflichen Start von Betrieben. "Gerade in unsicheren und herausfordernden Zeiten ist es unternehmerischer Geist, der auch in schwierigem Umfeld Chancen sieht. Aus einem solchen positiven Spirit entstehen Innovationen, die unsere Wirtschaft nach vorne bringen", so Adrian. "Das macht Hoffnung, dass unser Land trotz der aktuellen Unwägbarkeiten infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf innovative und mutige unternehmerische Persönlichkeiten bauen kann."
Stellschrauben Bürokratie, Prozesse und Finanzierung
An die Politik appelliert der DIHK-Präsident, die Erwartungen der Gründerinnen und Gründer ernst zu nehmen. Dazu gehörten weniger Bürokratie, einfache und schnelle Prozesse sowie ein besserer Zugang zur Gründungsfinanzierung. "Das sind entscheidende Stellschrauben für eine Erfolgsstory bei den Unternehmensgründungen. Der aktuelle DIHK-Report liefert konkrete Hinweise, wie das Umfeld für Gründerinnen und Gründer verbessert werden kann."