Fachkräftemangel, Bürokratielasten und weitere strukturelle Probleme machen den Betrieben der Gesundheitswirtschaft zunehmend zu schaffen. Das zeigt eine Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), für die Einschätzungen von rund 600 Unternehmen der Branche eingefangen wurden.
Personalnot und hohe Arbeitskosten belasten Gesundheitswirtschaft
DIHK-Report lässt nur gedämpften Optimismus erkennenDie Stimmung bleibt laut DIHK-Gesundheitsreport in vielen Sektoren weiterhin gedämpft. So stuften etwa 68 Prozent der Betriebe den Mangel an geeignetem Personal als größtes Risiko für ihre Geschäfte ein – ein neues Allzeithoch.
"Fachkräfte sind und bleiben der Schlüssel zum Geschäftserfolg", kommentiert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Ergebnisse. "Die Unternehmen stellen sich den aktuellen Herausforderungen immer wieder mit viel Engagement und Ideenreichtum. Solange aber auf schon strukturelle Probleme keine Antworten gefunden werden, bleibt ein echter Aufschwung in der Gesundheitswirtschaft aus."
Am stärksten von der Personalnot betroffen sind die Unternehmen in den Gesundheits- und sozialen Diensten wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – dort bewerten 81 Prozent nach 79 Prozent in der Vorumfrage den Fachkräftemangel als das bestimmende Risiko der nächsten zwölf Monate. Dabei hat der demografische Wandel gleich zweifach Einfluss – zum einen durch eine schwierigere Nachwuchsgewinnung und zum anderen durch höheren Pflegebedarf aufgrund einer zunehmenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. In der pharmazeutischen Industrie ist die Sorge um qualifiziertes Personal stark gestiegen (58 nach zuletzt 48 Prozent), jedoch nach wie vor weniger ausgeprägt als in der Gesundheitswirtschaft insgesamt.
Mehr als die Hälfte aller Betriebe (58 Prozent) nennen außerdem die hohen Arbeitskosten als Folge der hohen Kerninflationsrate als weiteres Risiko (52 Prozent in der Vorumfrage).
Geschäftserwartungen nur leicht aufgehellt
Insgesamt – so die Umfrageauswertung – blicken die Betriebe nur etwas positiver auf ihre Geschäftslage als zu Jahresbeginn. Knapp ein Drittel (31 Prozent) beurteilen ihre Lage als "gut", eine leichte Verbesserung zu den 30 Prozent aus der Vorumfrage. 16 Prozent sprechen dagegen von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage (zuletzt 20 Prozent).
Die Stimmung in den jeweiligen Sektoren fällt jedoch recht unterschiedlich aus. Gut ist sie in der Medizintechnik sowie der pharmazeutischen Industrie, wozu die rückläufigen Energie- und Erzeugerpreise, aber auch die abnehmenden Materialengpässe beigetragen haben. In beiden Sektoren sind auch die Erwartungen besser als in anderen Branchen.
Dem entgegen verbessern sich die Erwartungen des Handels mit Gesundheitsgütern kaum. Hier rechnen rund ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) eher mit einer Verschlechterung als einer Verbesserung (12 Prozent). So sind viele Apotheken verunsichert, welche Auswirkungen die Einführung des E-Rezepts auf ihre Geschäftsentwicklung haben wird. Zudem machen ihnen weiterhin Lieferengpässe bei Arzneimitteln sowie hohe Bürokratiebelastungen zu schaffen. Auch bei den Gesundheits- und sozialen Diensten rechnen weiterhin mehr Befragte mit einer Verschlechterung (30 Prozent) als mit einer Verbesserung (13 Prozent).
Strukturelle Risiken drücken weiter auf die Stimmung
Gleichzeitig haben sich die Erwartungen insgesamt nicht signifikant verbessert. Bereits bestehende strukturelle Risiken drücken weiterhin auf die Stimmung. Hierzu zählen steigende Kosten, die aufgrund gesetzlich fixierter Preise nicht weitergegeben werden können. Einen wirksamen Weg, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sieht Achim Dercks in der Reduzierung der Bürokratie auf das wirklich Nötigste. "Bürokratische 'Großbaustellen' wie die EU-Medizinprodukteverordnung zeigen allerdings, dass wir derzeit eher in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind", so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Zuversichtlicher zeigt sich die Branche bei den Exporterwartungen, diese steigen in den nächsten zwölf Monaten weiter an. Hier haben sich die Lieferketten weiterhin stabilisiert, und bestehende Aufträge können somit abgearbeitet werden, was sich positiv auf die Erwartungen auswirkt. In der Medizintechnik rechnen nun 45 Prozent mit steigenden Ausfuhren (zuletzt 42 Prozent). Von einem Rückgang gehen 15 Prozent der Unternehmen aus (zuletzt 16 Prozent).
Investitionsbereitschaft folgt der Geschäftserwartung
33 Prozent der Betriebe planen in den kommenden zwölf Monaten ihre Investitionen zu erhöhen, allen voran die industrielle Gesundheitswirtschaft hat ihre Absichten deutlich erhöht. Jedes vierte Unternehmen verringert dagegen seine Investitionen (25 Prozent). Gerade auch im Handel mit Gesundheitsgütern schlägt sich die pessimistische Geschäftserwartung auch in den Investitionsabsichten nieder.
Die komplette Auswertung mit weiteren Details gibt es hier zum Download: