Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind oft die Lösung struktureller Probleme bei der ambulanten medizinischen Versorgung. Wie dieses Potenzial noch besser genutzt werden und welche Rolle das Unternehmertum spielen kann, erklärt der DIHK in einem neuen Impulspapier.
DIHK stellt Impulspapier zu Medizinischen Versorgungszentren vor
Smartes Unternehmertum kann Angebot ergänzenDer Hausarzt im Nachbarort ohne Nachfolger, die Möglichkeit zur Diagnostik eingeschränkt, das medizinische Fachangebot in der Region überschaubar – wenn in solchen Fällen MVZ die Lücken füllen, ist das auch für die Unternehmen von Vorteil.
"Die Wirtschaft hat ein großes Interesse daran, dass die Versorgungsstrukturen gut funktionieren", sagt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. "Sie sind ein wichtiger Standortfaktor und Voraussetzung, um als Wohn- und Arbeitsort attraktiv zu sein – gerade auch im ländlichen Raum."Das unterstütze auch die Fachkräftegewinnung und -bindung der Unternehmen, erläutert er. "Im Rahmen der vom Gesundheitsministerium geplanten Reformen bei der Versorgung ist der Zeitpunkt ideal, jetzt auch die Potenziale von Medizinischen Versorgungszentren stärker zu nutzen." Es gehe darum, neben einer erleichterten kommunalen MVZ-Gründung auch anderen Akteuren die Beteiligung an der Versorgungsstruktur zu gewähren.
MVZ als Teil der Gesundheitsversorgung
MVZ sind Einrichtungen, die Patienten ambulant – also ohne stationären Aufenthalt – medizinisch versorgen. Die Trennung zwischen Inhaberschaft (Träger) und medizinischer Ebene ist dabei charakteristisch. MVZ können bislang von einigen wenigen Leistungserbringern wie Ärzten und Krankenhäusern gegründet werden. Auch gemeinnützige Träger oder Kommunen sind mögliche Gründer. Allerdings müssen MVZ immer in ärztlicher Leitung – weisungsungebunden von der Verwaltung beziehungsweise dem Träger – geführt werden.
Vorteile erkennen ...
Das MVZ in seiner existierenden Form bietet für die ambulante Versorgung schon jetzt einige Chancen: Denn die Träger können spezifische Aufgaben übernehmen – etwa bei der Weiterentwicklung digitaler Infrastrukturen, bei der Implementierung digitaler Technologien, aber auch bei der Weiterbildung oder Qualitätssicherung. Auf diese Weise könne auch die Attraktivität der ärztlichen Tätigkeit in der ambulanten Versorgung zunehmen, erläutert Achim Dercks. Denn der Träger entlaste so die medizinische Ebene von Bürokratie und bringe wichtiges Know-how im Bereich der Organisation mit ein. Auch das wirtschaftliche Risiko liege beim Träger. Ärzte müssten sich nicht selbst den Herausforderungen und finanziellen Risiken einer Praxisgründung stellen, beispielsweise in strukturschwachen Regionen.
MVZ können mit flexiblen Beschäftigungsangeboten zudem interessant für Fachkräfte sein – insbesondere für Ärztinnen und Ärzte mit Kindern und anderen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die ärztliche Berufsausübung in einer ambulanten Versorgung wird dadurch insgesamt attraktiver. MVZ können damit dem Fachkräftemangel – gerade im ländlichen Raum – entgegenwirken.
… und Potenziale stärker nutzen
Um die medizinische Versorgung als wirtschaftsrelevanten Standortfaktor zu stärken und zugleich die Versorgung für die Menschen zu verbessern, sollten die Möglichkeit der MVZ noch weiter ausgebaut werden. "Eine Vielfalt an Trägern kann alle diese Potenziale stärker zur Entfaltung bringen", bestätigt Dercks. Dies fördere den Qualitätswettbewerb, und es werde ein wesentlicher Beitrag zu einer innovativen Gesundheitsversorgung geleistet. "Zudem ist der Investitionsbedarf in der Gesundheitsversorgung sehr hoch. Hier können private Investoren ansetzen und so Versorgungslücken schließen – vor allem auch im ländlichen Raum."
Auch Apotheken, Sanitätshäusern & Co. Trägerschaft ermöglichen
Das würde bedeuten, dass auch andere Akteure wie Apotheken, stationäre und ambulante Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Sanitätshäuser (wieder) die Möglichkeit erhalten, ein MVZ als alleiniger Träger oder gemeinsam mit anderen Leistungserbringern zu gründen. Auch Privatärzte sollten MVZ (mit-)betreiben dürfen. Dadurch können die Potenziale der unterschiedlichen Akteure gerade im ländlichen Raum stärker genutzt werden, und es ergeben sich auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten für regionale Trägerkombinationen – zum Beispiel eine gemeinsame Gründung durch Ärztenetz, Apotheke und Sanitätshaus.
Nachhaltige medizinische Versorgungsstruktur unverzichtbar
"Jedes wirtschaftlich gesunde MVZ ist zugleich eine Investition in eine nachhaltige medizinische Versorgungsstruktur, die für eine alternde Gesellschaft unverzichtbar ist", so Dercks. Gleichzeitig müsse sichergestellt werden, dass finanzielle Ressourcen im Gesundheitswesen effizient eingesetzt werden. Schließlich seien die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung "ein wesentlicher Kostenfaktor für die gewerbliche Wirtschaft".
Das DIHK-Papier "Unternehmenspotenziale heben – Qualitätswettbewerb stärken" mit Details gibt es hier zum Download:
Impulspapier Medizinische Versorgungszentren (PDF, 503 KB)