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Betriebe verzeichnen hohe Zahl an Stromunterbrechungen

Ergebnisse einer DIHK-Unternehmensbefragung von Februar 2024
Strommast

Nicht immer fließt in Deutschland zuverlässig Strom

© Frank Kuschmierz / iStock / Getty Images Plus

Stromausfälle können Unternehmen erheblich beeinträchtigen. Produktionsausfälle, Maschinenschäden oder Datenverluste können die Folge sein. Mit der fortschreitenden Elektrifizierung von Prozessen und der zunehmenden Sensibilität von Maschinen steigt die Bedeutung einer verlässlichen und stabilen Stromversorgung vor allem für die Industrie. Gleichzeitig steigt die Belastung der Netze durch den zunehmenden Anteil witterungsabhängiger erneuerbarer Energien an der Stromversorgung. Wenn die Infrastruktur nicht Schritt hält, können Spannungsabfälle bis hin zu Ausfällen zunehmen.

Die IHK-Organisation hat vor dem Hintergrund einer wachsenden Sorge in der Wirtschaft vor Stromausfällen eine Umfrage zur Versorgungssicherheit durchgeführt.

An der Umfrage haben knapp 1.000 Unternehmen teilgenommen. Auch wenn sich vor allem diejenigen beteiligt haben, die von Stromausfällen besonders betroffen sind, sind die Ergebnisse für diesen Ausschnitt aus der Wirtschaft bemerkenswert.

Sorge um Stromausfälle nimmt zu

Die Bedeutung von Stromausfällen im Jahr 2023 in Deutschland war erheblich: 42 Prozent der antwortenden Betriebe hatten kurze Stromausfälle unter drei Minuten, in der Industrie sogar die Hälfte der Befragten. Knapp ein Drittel (28 Prozent) hatten Stromausfälle, die über 3 Minuten andauerten, in der Industrie geringfügig mehr (29 Prozent).

Insgesamt zeigen die Antworten, dass Stromausfälle in Deutschland häufig vorkommen. Dabei sind die genauen Ursachen bei den Betroffenen häufig nicht bekannt, beispielsweise, weil sie von den Netzbetreibern nicht kommuniziert wurden.


 

Als Reaktion auf Stromschwankungen richteten im letzten Jahr 7 Prozent der Betriebe Notstromaggregate zur Abdeckung von Spitzenlasten ein und 11 Prozent Energiespeicher. Die Sorgen vor Stromausfällen ist also häufig Ursache für eigene Absicherungsmaßnahmen. Im IHK Energiewende-Barometer 2023 sicherten sich sogar insgesamt 46 Prozent der Befragten auf unterschiedliche Art und Weise gegen Stromausfälle ab.

Bei den Ursachen für Stromausfälle nannten die meisten Antwortenden Kabelschäden und Bauarbeiten (13 Prozent), fast ebenso viele sahen aber auch die Netzbetreiber als Verantwortliche (11 Prozent). 8 Prozent konnten die Ausfälle auf Gewitter und 3 Prozent auf Netzschwankungen zurückführen. Zwei Drittel der Unternehmen konnten jedoch keine Ursache identifizieren.

Erhebliche Kosten

Stromausfälle können erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Für ein Drittel (32 Prozent) verursachten die Stromausfälle zusätzliche Kosten von bis zu 10.000 Euro. Für 15 Prozent der Befragten beliefen sich die Kosten von Stromausfällen auf 10.000 bis 100.000 Euro. Ein kleiner weiterer Anteil (2 Prozent) hatte sogar Kosten von über 100.000 Euro. In der Hälfte der Unternehmen entstanden durch die Stromausfälle keine zusätzlichen Kosten.


 

Beispiele für Betroffenheiten

Ein kleines Bauunternehmen (29 bis 249 Mitarbeiter) hatte Kosten von 10.000 bis 50.000 Euro durch einen Stromausfall über drei Minuten. Grund war eine zu hohe Spitzenlast im Netz. Ein mittelgroßes Industrieunternehmen (250 bis 499 Mitarbeiter) hatte ähnliche Kosten. Die Ursache für den Stromausfall wurde jedoch seitens des zuständigen Stadtwerkes nicht genannt. Ein großes Industrieunternehmen (mehr als 1000 Mitarbeiter) hatte Kosten von mehr als 100.000 Euro durch kurzzeitige Stromausfälle unter drei Minuten. Ursache war eine Baustelle des Versorgers am Energieverteiler. Das Unternehmen musste zur Stabilisierung der eigenen Versorgung einen eigenen Stromspeicher installieren.


Fazit

Auch wenn an der Umfrage vor allem Unternehmen mit eigener Betroffenheit teilgenommen haben und die Umfrage nicht repräsentativ für die gesamte Wirtschaft ist, sind die Ergebnisse aussagekräftig. Der häufige Bedarf für Speicher und Notstromaggregate, der auch beim IHK-Energiewendebarometer von fast der Hälfte der Betriebe berichtet wird, spricht für flächendeckende Probleme. Die Probleme erstrecken sich über alle Spannungsebenen und führen zwangsläufig zu wirtschaftlichen Schäden.

Die Bundesregierung sollte auf verschiedene Weise dazu beitragen, die Probleme zu lösen. Einerseits sollte grundsätzlich die Versorgungssicherheit verbessert werden: Dies betrifft Investitionen in die Modernisierung und Kapazität der Übertragungs- und Verteilnetze und die Leistungsfähigkeit des Stromsystems. Intelligente Stromnetze sollten schneller umgesetzt werden als es zurzeit geschieht.

Andererseits gibt es konkrete und kurzfristige Maßnahmen, die ergriffen werden können. Wichtig sind hier Vorschriften und Standards für die Stromversorgung, die die Gewährleistung einer stabilen Stromversorgung und die Minimierung von Ausfällen sicherstellen. Grundzweifel an einer sicheren Stromversorgung dürfen nicht entstehen

Aus DIHK-Sicht sind folgende Schritte wichtig:

  • ein Auskunftsrecht über Ursachen von Stromausfällen gegenüber dem Netzbetreiber.
  • das Überarbeiten der Entschädigungsregelungen/-ansprüche gegenüber Netzbetreibern.
  • ein Stichproben-Monitoring von Stromausfällen unter 3 Minuten als Ergänzung des offiziellen Monitorings (SAIDI-Index).

Daten zur Umfrage

An der Umfrage haben knapp 1000 Unternehmen teilgenommen. Sie hat im Februar 2024 stattgefunden. Die Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern und ihre Gremien. Da Gremien der IHK repräsentativ für die gewerbliche Wirtschaft im IHK-Bezirk sind, spiegelt die Teilnehmerschaft grundsätzlich die Struktur der IHK-Mitglieder. Die Teilnahme war jedoch freiwillig und Unternehmen mit Betroffenheit und Interesse am Thema haben vermutlich eher teilgenommen als Unternehmen ohne Probleme mit der Stromversorgung.

In Bezug auf die Unternehmensgröße sind die Mehrzahl der antwortenden Unternehmen KMU. Ein Drittel der Unternehmen ist klein (bis 19 Mitarbeiter), 41 Prozent sind mittelgroß (bis 249 Mitarbeiter). 80 oder 10 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sind sehr groß (1000 oder mehr Mitarbeiter).


In Bezug auf die Branchenzugehörigkeit gehören die meisten teilnehmenden Unternehmen zur Industrie (52 Prozent). Die übrigen Teilnehmenden verteilen sich auf die Bereiche Bau (6 Prozent), Handel (125), Dienstleistungen (31 Prozent).

Diese Struktur spiegelt sich in den Daten über die Spannungsanschlüsse wider: Die meisten Unternehmen sind im Niederspannungsbereich angeschlossen, was für kleinere Unternehmen typisch ist, gefolgt von Unternehmen mit Mittelspannung. Nur wenige Unternehmen sind ausschließlich an Hochspannung oder Höchstspannung angeschlossen.

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Porträtfoto Ulrike Beland
Dr. Ulrike Beland Referatsleiterin ökonomische Fragen der Energie- und Klimapolitik

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Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie