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DIHK-Innovationsreport 2020

Martin Wansleben plädiert für verbesserte Rahmenbedingungen
Bildmontage mit verschiedenen Elementen moderner Industrieproduktion: Roboterarme, Chips, etc.

© gopixa / iStock / Getty Images Plus

Auch wenn die Corona-Krise den Innovationsvorhaben der deutschen Wirtschaft fürs Erste eine kalte Dusche verpasst hat: Die Unternehmen wollen wieder vermehrt in Neuerungen investieren. Zu diesem Ergebnis kommt der vom DIHK im Juni veröffentlichte Innovationsreport 2020.

Viele Projekte liegen bei den Betrieben auf Eis, weil Aufträge wegbrechen, Lieferketten reißen und die Eigenkapitaldecke abschmilzt. Dabei zeigten die Unternehmen zu Beginn der Pandemie erstmals seit zehn Jahren wieder mehr Innovationsbereitschaft.

Knapp die Hälfte der vom DIHK befragten 1.800 Industriebetriebe und industrienahen Dienstleister wollten in den kommenden zwölf Monaten ihre Innovationsaktivitäten ausweiten. Viele der Pläne stehen allerdings aufgrund des wirtschaftlichen Einbruchs und der Liquiditätsengpässe derzeit auf der Kippe.

Strukturelle Innovationshemmnisse abbauen

"Wir dürfen die Zukunft des Innovationsstandorts Deutschland nicht verspielen. Neue Ideen und Produkte 'made in Germany' können helfen, die Krise schneller hinter uns zu lassen", mahnt daher DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Die Bundesregierung hat in ihrem Konjunkturprogramm richtigerweise einen Schwerpunkt auf die Förderung von Forschung und Entwicklung gelegt. Die Maßnahmen können den Firmen helfen, ihre Innovationsprojekte wieder aufzunehmen."

Die DIHK-Umfrage zeigt zugleich, dass weiterhin großer Handlungsbedarf bei den strukturellen Innovationshemmnissen besteht. "Richtig durchstarten können die Unternehmen dann, wenn es baldmöglichst gelingt, Bürokratie zu reduzieren, für schnelleres Internet zu sorgen und die Innovationsförderung aufzustocken", fordert der DIHK-Hauptgeschäftsführer. 

"Die geplante Erhöhung der steuerlichen Forschungsförderung ist bereits ein wichtiger Hebel für mehr Innovation, allerdings müssen wir noch daran arbeiten, diese unter den Unternehmen bekannter zu machen. Bei kleineren Betrieben ist noch nicht einmal jedes vierte Unternehmen mit der neuen Fördermöglichkeit vertraut", stellt Wansleben fest.

Hauptproblem Bürokratie 

Zum Innovationshemmnis Nummer eins sind mittlerweile die bürokratischen Hürden geworden. So leiden laut Umfrage knapp zwei Drittel der Firmen unter den hohen gesetzlichen Auflagen, die Ressourcen binden statt für Innovation zur Verfügung zu stehen. Dazu zählen komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren ebenso wie das Ausbremsen von Klimaschutz in den Unternehmen durch kleinteilige Dokumentationspflichten.

"Dass es auch anders geht, hat die Corona-Krise gezeigt. Die Bundesregierung ist den Unternehmen hier entgegengekommen und hat viele Vorschriften und Fristen näher an der betrieblichen Praxis orientiert", so Wansleben. "Das hilft den Betrieben, ohne den Staat Geld zu kosten. Diese konkreten Erfahrungen sollten wir langfristig sichern und auf andere Bereiche übertragen", schlägt der DIHK-Hauptgeschäftsführer vor.

Medizintechnik leidet besonders unter kleinteiliger Regulierung

Politisch formulierte Ziele seien oft nicht das Problem der Wirtschaft, sondern vielmehr die als praxisfern empfundenen Einzelvorgaben. Dabei fühlten sich ausgerechnet die Hersteller der so dringend benötigten Medizintechnik besonders gebeutelt. 90 Prozent sähen ihre Innovationsmöglichkeiten aufgrund von gesetzlichen Vorgaben eingeschränkt.

Wansleben: "Jedes vierte Unternehmen in der Branche plant, seine Innovationsaktivitäten auch deswegen zurückzufahren. Ursache dafür sind nicht zuletzt komplexe Zulassungsverfahren auf EU-Ebene und der schwierige Zugang in die Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung."

"Notfalldigitalisierung" erhöht Druck auf die Infrastruktur 

Bremsklotz Nummer zwei sind für Unternehmen die Lücken in der digitalen Infrastruktur. Mehr als die Hälfte der Betriebe fühlt sich der DIHK-Umfrage zufolge aufgrund von schlechter Internetverbindung und Funklöchern in ihren Innovationsaktivitäten eingeschränkt. "Dieser Anteil dürfte in den vergangenen Wochen zweifelsfrei noch gestiegen sein. Denn viele Betriebe durchlaufen durch Corona eine Art Notfalldigitalisierung", so Wansleben.

"Zu oft haben wir in den vergangenen Jahren schon nachfolgende Forderung erheben müssen. Die Unternehmen brauchen eine schnelle und lückenlose Internetversorgung. Es kann nicht sein, dass schon das Verfahren von der Planung bis zum Bau einer einfachen Mobilfunkantenne in Deutschland zwei Jahre dauert. Der Netzausbau muss effektiver erfolgen." Das gehe aber nur mit politischem Rückenwind. Beim Erschließen von Grundstücken für neue Mobilfunkmasten oder bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren könne man durch ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schneller vorankommen.

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Christian Gollnick Referatsleiter Innovationspolitik

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