Gigabit Infrastructure Act (GIA)
Worum geht es?
Der Ausbau von Glasfasernetzen ist zentrales Element der digitalen Infrastruktur. Die am 11. Mai 2024 in Kraft getretene Gigabit-Infrastrukturverordnung der EU-Kommission soll für einheitliche Bedingungen und geringere Kosten für den Ausbau sorgen. Bauarbeiten sollen besser koordiniert, bestehende Infrastruktur geteilt und die Transparenz erhöht werden. Der Gigabit Infrastructure Act ist ab November 2025 anwendbar.
Wer ist betroffen?
Die neuen Regelungen betreffen vorrangig Unternehmen, die Breitbandnetze (insbesondere Glasfaser) ausbauen. Gleichzeitig können auch Besitzer weiterer Infrastruktur (Gas- und Wasserleitungen, öffentliche Gebäude) von der neuen Verordnung betroffen sein.
Was sieht die Verordnung vor?
Die Beschleunigung und die Reduzierung der Kosten des Netzausbaus sind wichtige Ziele. Hierzu gehören zum einen ein grundsätzlicher Zugangsanspruch auf physische Infrastrukturen der öffentlichen Hand und von Netzbetreibern – also beispielsweise auf Leerrohre, Verteilerkästen aber auch auf Gas- und Abwasserleitungen, Gebäude und Verkehrsschilder. Nur unter bestimmten Bedingungen soll dieser Zugang verweigert werden können.
Weiterhin werden ausbauende Unternehmen ihre Bauarbeiten koordinieren müssen, sofern diese öffentlich finanziert sind. Mit dieser sogenannten Mitverlegung lassen sich Synergien beim Netzausbau nutzen, weil so Straßen oder Gehwege nicht mehrfach aufgerissen werden müssen.
Weitere Bereiche, die geregelt werden, sind weitreichende Transparenzvorgaben für geplante Ausbauprojekte, eine Vereinfachung von Genehmigungsverfahren und neue Regeln zu gebäudeinternen Infrastrukturen. So ist ein Gütesiegel vorgesehen, das die Ausstattung von Gebäuden mit Glasfaserkabeln transparent macht – eine wichtige Information für Unternehmen bei der Standortsuche
Die Verordnung finden Sie zum Download unter eur-lex.europa.eu.
Ein Beispiel
Ein Telekommunikationsnetzbetreiber möchte in einer Gemeinde ein Glasfasernetz verlegen. Hierfür kann er unter Umständen auf bestehende Infrastruktur wie vorhandene Leerrohre zugreifen, die bereits von einem anderen Unternehmen verlegt wurden.
Was ist für die Wirtschaft nun wichtig?
Für die deutsche Wirtschaft ist eine schnelle, zuverlässige und leistungsfähige digitale Infrastruktur unabdingbar. Die aktuelle DIHK-Umfrage zur Digitalisierung zeigt, dass noch rund ein Viertel der Unternehmen nicht über ausreichend schnelles Internet verfügt. Daher ist ein schneller und flächendeckender Ausbau von Glasfaser- und leistungsfähigen Mobilfunknetzen unabdingbar.
Der GIA kann hier einen Beitrag leisten, etwa mit den Vorschlägen zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren durch vereinheitlichte digitale Verfahren mit konkreten Zeitvorgaben. Bei der Umsetzung müssen nationale Besonderheiten berücksichtigt werden können, etwa bewährte Zugangsregelungen. Denn in erster Linie ist ein flächendeckender Glasfaserausbau erforderlich, bevor der Aufbau mehrerer paralleler Netze in den Fokus genommen werden kann.