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Kasachstan – weit mehr als Öl und Gas

Astana Kasachstan bei Nacht

Kasachstan – hier die Hauptstadt Astana bei Nacht – schlägt zunehmend Brücken in den Westen

© Kyrylo Neiezhmakov / iStock / Getty Images Plus

Wenn in der deutschen Politik von Kasachstan die Rede ist, dann geht es meistens um Energie: vor allem um Öl, inzwischen auch um Zukunftsenergien wie Wasserstoff. Die frühere Sowjetrepublik mit langen Grenzen zu Russland wie zu China verfügt über reiche Vorkommen an Energierohstoffen, dazu noch an Gold, Uran und strategisch wichtige Metalle, wie Molybdän, das für Hightech-Produkte benötigt wird.

Wachsende ökonomische und politische Bedeutung

Ökonomisch ist der neuntgrößte Flächenstaat der Welt für Deutschland in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Inzwischen ist das Land mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern der bedeutendste deutsche Wirtschaftspartner in Zentralasien. Mit einem Warenverkehr von fast fünf Milliarden Euro in der ersten Hälfte dieses Jahres – das ist mehr als mit jedem einzelnen der drei baltischen Staaten – rangiert Kasachstan im oberen Viertel unter den deutschen Handelspartnern in der Welt.

Das wachsende Gewicht des Landes, in dem es eine deutsche Minderheit von knapp einer Viertelmillion Menschen gibt, wird dadurch unterstrichen, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor wenigen Monaten das aufstrebende Land besuchte – ein Signal. Auch, dass Kanzler Olaf Scholz den kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew dieser Tage neben einem Treffen mit den fünf Präsidenten der zentralasiatischen Region noch einmal gesondert trifft, macht das deutlich.

Wirtschaft wächst um rund vier Prozent

Ökonomisch geht es mit Kasachstan seit Jahren bergauf. Das Wachstum wird aktuell und für das nächste Jahr auf um die vier Prozent im Jahr veranschlagt. Rückgrat der kasachischen Wirtschaft sind die reichen Rohstoffvorkommen im Land, vor allem die an Öl und Gas. Der kasachische Handel mit der Welt wird nach wie vor davon bestimmt. Wichtigstes Lieferland ist immer noch Russland mit einem Import-Anteil von über 40 Prozent, gefolgt von China mit rund 20 Prozent. Deutschland liegt bei weniger als 5 Prozent. Aufgelockerter sieht die Struktur auf der Abnehmerseite für kasachische Produkte aus. Hier spielen neben China als Nummer Eins und Russland dahinter auch europäische Länder wie Frankreich oder Italien eine vergleichsweise starke Rolle.

Handelsbilanz mit Kasachstan Öl-bedingt im Minus

Für Deutschland ist Kasachstan mehr denn je ein Öllieferant – und der viertgrößte in der Welt. Auf Rohöl entfallen über 90 Prozent der Einfuhren aus dem zentralasiatischen Staat. Schon vor mehr als zehn Jahren vereinbarte Berlin mit Kasachstan eine Partnerschaft im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich. Das Gewicht des Landes als Öllieferant stieg in jüngster Zeit zudem noch dadurch, dass Deutschland als Folge des Krieges in der Ukraine russische Ölimporte ersetzen muss und das unter anderem mit Lieferungen aus Kasachstan tut. Davon hängt inzwischen der Bestand der Raffinerie im ostdeutschen Schwedt in ganz erheblichem Maße ab.  

Deutschland hat mit Kasachstan traditionell ein Handelsbilanzdefizit – das heißt, die Importe übersteigen die Exporte. Im vergangenen Jahr haben die Importe aus Kasachstan und auch das Handelsbilanzdefizit einen neuen Rekord erreicht. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang der starke Anstieg der Ölpreise, der diesen Wert erheblich beeinflusst. Bei den deutschen Exporten in das zentralasiatische Partnerland handelt es sich vor allem um Maschinen, chemische Erzeugnisse und Fahrzeuge.

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Stefan Kägebein Referatsleiter Ost- und Südosteuropa

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Thomas Börner Referatsleiter Lieferkettendiversifizierung