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"Immer mehr Unternehmen profitieren von der großen Anzahl von Fachkräften"

Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer der AHK Indien, im Gespräch
Stefan Halusa, AHK Indien

Über Mangel an Interesse am Standort Indien kann sich Stefan Halusa nicht beklagen

© Eli Hamacher / DIHK

"An Indien führt kein Weg mehr vorbei": Davon ist Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer (AHK Indien), überzeugt. Seit Ende der Corona-Pandemie empfängt der ehemalige Brose-Manager im Wochentakt Delegationen international tätiger Unternehmen.

Premierminister Narendra Modi hat im Juni 2024 seine dritte Amtszeit angetreten. Was bedeutet der Wahlausgang für die rund 2.000 deutschen Unternehmen, die bereits in Indien aktiv sind, aber auch für solche, die jetzt erst starten wollen?

Für die deutsche und internationale Wirtschaft bedeutet der Wahlausgang, dass der wirtschaftspolitische Kurs fortgesetzt wird. Im Fokus werden weitere Investitionen in die Infrastruktur und in die verstärkte Schaffung von industriellen Arbeitsplätzen stehen. Damit verbunden sind auch Investitionsanreize der Regierung.

Wo locken künftig die besten Chancen für die deutsche Wirtschaft?

Neben der Infrastruktur sehe ich großes Potenzial für Maschinen- und Werkzeugbauer. Aber auch die anderen Traditionsbranchen wie Automotive, Chemie, Pharma, Medizintechnik, erneuerbare Energien und Wasserstoff werden vom Aufstieg der indischen Volkswirtschaft profitieren. Fortsetzen wird sich zudem der Trend, dass Indiens Bedeutung als Entwicklungsstandort wächst. Immer mehr Unternehmen richten vor Ort Global Capability Center ein und profitieren dabei von der großen Anzahl von Fachkräften.

Welche Funktionen lagern die Unternehmen nach Indien aus?

Neben Software und der Entwicklung von Software geht es inzwischen auch um Produkt- und Prozessentwicklung für die globale Organisation. Es gibt schon heute sehr viele KI-Spezialisten in Indien, mehr Expertise als in Deutschland und eine große Offenheit gegenüber künstlicher Intelligenz. Die Unternehmer fragen sich, wie sie den indischen Standort für ihre globale Organisation nutzen können.

Auf welche Herausforderungen müssen sich Newcomer und vor Ort bereits tätige Unternehmen einstellen?

Die Unternehmen hoffen vor allem auf einen weiteren Bürokratieabbau und erwarten eine weitere Vereinfachung des Steuersystems. Unverändert müssen sich die Firmen darauf einstellen, dass es nicht das eine Indien gibt, sondern 28 Bundesstaaten mit komplexer und individueller Regulatorik. Man muss die Standorte sehr genau vergleichen.

Wie stehen nach Indien- und Europa-Wahl die Chancen für ein Handelsabkommen EU-Indien? In welchen Zeiträumen muss man denken?

Was die Europa-Wahl betrifft, muss man erst einmal die neue Konstellation von Kommission und Parlament abwarten. Es gibt auf beiden Seiten ein Interesse, das Thema abzuschließen. Ich nehme aber aktuell auf beiden Seiten keine große Kompromissbereitschaft bei den Themen wahr, die bislang den Abschluss verhindert haben.

Die südkoreanische Hyundai hat jüngst in Indien den ersten Börsengang eines Automobilherstellers seit zwei Jahrzehnten angekündigt, das wäre einer der größten Börsengänge der Geschichte. Was bedeutet das für Indien?

Das ist ein sehr eindeutiges Signal für den Standort und zeigt, dass Hyundai und der Kapitalmarkt noch ein deutliches Wachstum auf dem Automobilmarkt erwarten. Anders als die deutschen Hersteller, die sich in Indien noch auf die Endmontage fokussieren, verfügt Hyundai aber bereits über die komplette Fertigung und wesentlich höhere Volumina.

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Katharina Wittke Referatsleiterin Süd- und Südostasien, Pazifik | Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft (APK)

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