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Positionspapier "Schulische Bildung verbessern – Fachkräfte für die Wirtschaft sichern"

Schülerin beim Technikunterricht

Gerade in naturwissenschaftlichen Fächern ist deutlich Luft nach oben

© Tom Werner / DigitalVision / Getty Images

Eine praxisnahe Berufsorientierung fördern, vergleichbare Bildungsstandards schaffen, Kompetenzen in den MINT-Fächern stärken, Digitalisierung vorantreiben und mehr: Empfehlungen für eine aus Sicht der Unternehmen bessere Schulbildung hat die IHK-Organisation in einem Positionspapier zusammengefasst.

Deutschland ist auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Eine mangelnde berufliche Orientierung und die fehlende Ausbildungsstartkompetenz vieler Schulabgänger erschweren es Ausbildungsbetrieben, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

Uneinheitliche Bildungsstandards, Leistungsanforderungen sowie Schulfächer, Schulformen und Bildungsabschlüsse der Bundesländer stellen Unternehmen mit Blick auf eine realistische und vergleichbare Einschätzung der Leistungsniveaus von Bewerbern vor weitere Herausforderungen. Viele Betriebe leisten aufgrund der Verschlechterung des Leistungsniveaus sowie unzureichender Vorbildung vieler Schulabsolventen mittlerweile Nachhilfe.  

In einem Positionspapier hat die IHK-Organisation Ende 2023 verschiedene wirtschaftsseitige Empfehlungen vorgelegt, damit Schulen die Fachkräfte von morgen bestmöglich auf den Berufseinstieg und die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten können.

Mehr zu den Themen inklusive ausgewählter Empfehlungen:

DIHK-Empfehlungen:

  • Betriebe sind bei der Ausbildung ihrer Fachkräfte auf eine solide schulische Bildung angewiesen. Für einen erfolgreichen Bildungsverlauf sollen die bundesweit geltenden Lernziele und zu erreichenden Kompetenzen umgesetzt und regelmäßig überprüft werden.
  • Die Schule benötigt Rahmenbedingungen, die es ihr ermöglichen, zeitgemäß ausgestattet zu sein, um Inhalte und Kompetenzen zu vermitteln. Die Berufsreife- und Ausbildungsstartkompetenz sollte als Auftrag der Schulen in den Schulgesetzen verankert sein. Außerdem sollten feste Kapazitäten zur Vermittlung der Kompetenzen in den Lehrplänen festgelegt werden.

DIHK-Empfehlungen:

  • Betriebe brauchen schulisch gut vorgebildete Schulabgänger als künftige Azubis und Studierende.
  • Zur Vergleichbarkeit und Transparenz von Leistungsanforderungen und Schulabschlüssen wünschen sich Unternehmen verbindliche, bundesweit vereinbarte und umgesetzte Bildungsstandards sowie eine kontinuierliche Überprüfung der schulischen Lernziele und Leistungsstandards.
  • Betriebe haben ihren Fokus auf ihrer eigentlichen Aufgabe der betrieblichen Ausbildung. Durch den steigenden Bedarf an Nachhilfeangeboten dürfen die eigentlichen Ausbildungsinhalte nicht zu kurz kommen. Betriebe dürfen nicht noch mehr zu Reparaturbetrieben werden.
  • Schule braucht eine ausreichende Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte und des schulischen Personals, zum Beispiel durch die Stärkung der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" und flexible Modelle für den qualifizierten Quereinstieg ins Lehramt, um dem Lehrkräftemangel und den hierdurch bedingten Unterrichtsausfall zu begegnen.
  • Betriebe und Schulen brauchen eine Stärkung der Zusammenarbeit der Lernorte, um ihre jeweiligen Anforderungen transparent zu machen und gegebenenfalls besser aufeinander abzustimmen. 

DIHK-Empfehlungen:

  • Aus Unternehmenssicht ist eine frühzeitige und praxisorientierte Berufsorientierung essenziell, damit sich Jugendliche im Dschungel der Möglichkeiten von über 300 Ausbildungsberufen und rund 20.000 verschiedenen Studienangeboten orientieren können. 
  • Betriebe setzen sich für mehr und flexiblere Möglichkeiten betrieblicher Erfahrungen für Jugendliche im schulischen Kontext ein, damit diese sich ein Bild von den vielfältigen Möglichkeiten in der Welt der Berufe machen und potenzielle Ausbildungsbetriebe kennenlernen können.
  • Praxiseinblicke und Kontakte zu Ausbildungsbetrieben helfen nicht nur bei der Berufsorientierung und Suche nach dem passenden Beruf, sondern bringen auch Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammen und tragen somit zur Fachkräftesicherung bei.
  • Einen Ausbau und eine Stärkung der Berufsorientierung auf allen Ebenen gelingt nur mit den Betrieben, um mehr praxisorientierte Angebote zu ermöglichen und so konkrete Kenntnisse über Berufe und die Arbeitswelt zu vermitteln.
  • Betriebe wünschen sich mehr Informationsangebote für Schüler über die Chancen der Beruflichen Bildung einschließlich der Höheren Berufsbildung (Einstiegsmöglichkeiten, Berufsaussichten, Zukunftschancen, Gestaltungsmöglichkeiten) als gleichwertigen Karriereweg zur akademischen Bildung für alle Schulformen.
  • Aus Sicht der Betriebe würden in den Lehrplänen festgelegte Kapazitäten für Berufsorientierung helfen, die Berufsorientierung im schulischen Kontext zu stärken. Eine curriculare Verankerung ist aus Sicht der Wirtschaft vor allem dann hilfreich, wenn den Lehrkräften die Zeit für nicht festgeschriebene Inhalte wie die berufliche Orientierung fehlt, wie dies in Zeiten der Pandemie der Fall war.  
  • Parallel empfiehlt sich zur Stärkung der Berufsorientierung in der Schule aus Sicht der Wirtschaft auch eine Verankerung der beruflichen Orientierung als Querschnittsthema in der Lehrkräfteaus- und -fortbildung.

DIHK-Empfehlungen:

  • Die Wirtschaft wünscht sich einen größeren Stellenwert für MINT in der Bildung.
  • Schulen brauchen Rahmenbedingungen, um einen regelmäßigen, praxisorientierten MINT-Unterricht von der Grundschule bis zum Abitur anbieten zu können (Ausstattung, Lehrkräfte, Aus- und Weiterbildung, Kooperationsmöglichkeiten mit außerschulischen Partnern).
  • Betriebe und Schulen brauchen mehr Angebote und Lernformate, die das Interesse von Mädchen für MINT-Themen und MINT-Berufe fördern. MINT-Zukunftsthemen, wie die Energie- und Mobilitätswende, oder auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur, bieten große Chancen. In den Betrieben können junge Menschen erleben, wie sie durch ihre Arbeit einen praktischen Beitrag zur Lösung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen leisten können.

DIHK-Empfehlungen:

  • Um Digital- und Medienkompetenzen vermitteln zu können, brauchen die allgemeinbildenden Schulen, flächendeckend und ihrem Bedarf entsprechend, eine zeitgemäße digitale Ausstattung, funktionierende Infrastruktur und einen verlässlichen Support.
  • Unternehmen wünschen sich eine Fortsetzung und den Ausbau der digitalen Ausstattung von Schulen im Zug der Pandemie und des Digitalpakt 2.0. Wichtig ist eine Evaluation des "Digitalpakts Schule" mit Blick auf künftige Bildungsinvestitionen zur Förderung der Digitalisierung von Schulen und Digitalkompetenzen von Schülerinnen und Schülern den Azubis von morgen.
  • Betriebe und Schulen brauchen didaktische Konzepte, digitale Lehr- und Lernmaterialien und Medien, die das digitale und analoge Lehren und Lernen unterstützen und sinnvoll miteinander verknüpfen, damit Schülerinnen und Schüler Digital- und Medienkompetenz erleben und erlernen können.
  • Diese didaktischen Konzepte zum digitalen Lehren und Lernen sollten aus Sicht der Wirtschaft fester Bestandteil der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung sein, zum Beispiel in den Kompetenzzentren zur Lehrerbildung. 

DIHK-Empfehlungen:

  • Aus Sicht der Wirtschaft ist es sinnvoll, Voraussetzungen zu schaffen, um ein wirtschaftliches Grundverständnis und unternehmerisches Denken und Handeln zu vermitteln, zum Beispiel durch die Aufnahme ökonomischer Bildungsinhalte in geeignete Schulfächer aller weiterführenden Schulen in allen Bundesländern.
  • Betriebe plädieren für mehr Angebote im schulischen Kontext zur Förderung von Unternehmertum, zum Beispiel durch Schülerfirmen und Gründungswettbewerbe.
  • Förderung von Mobilität: Auslandsaufenthalte während der Schulzeit oder Ausbildung steigern die interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse und das Selbstbewusstsein junger Menschen. Zurück in der Schule oder im Betrieb profitieren Schülerinnen und Schüler meist von ihrem Blick über den Tellerrand und haben neue (Sprach-)Kenntnisse und Kompetenzen dazugewonnen – ein wichtiger Pluspunkt auch für die Ausbildung und Arbeit im Betrieb.
  • Mit Blick auf die Ausbildungsstartkompetenz gilt es, das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung in die schulische Bildung zu integrieren und mit der schulischen beruflichen Orientierung sowie mit konkreten Berufsbildern zu verknüpfen.

DIHK-Empfehlungen:

  • Aus Sicht der Wirtschaft ist eine flächendeckende systematische Betrachtung des Sprachstands und darauf aufbauende verbindliche Sprachfördermaßnahmen in Kindertageseinrichtungen notwendig, um das Sprachniveau für eine erfolgreiche Schulbildung und anschließende akademischen oder berufliche Ausbildung zu sichern.
 

Das DIHK-Positionspapier zur Schulpolitik 2023 gibt es hier zum Download:

Schulische Bildung verbessern – Fachkräfte für die Wirtschaft sichern (PDF, 1002 KB)


Kontakt

Porträtfoto Jana Heiberger, Referatsleiterin Fachkräftesicherung | Ausbildung
Jana Heiberger Referatsleiterin Berufsorientierung, Berufsschule, MINT-Förderung