Pfadnavigation

Positionspapier "Praxisnahe Hochschulbildung für die Fachkräfte von morgen"

Dozent und Studierende in Werkhalle

Was brauchen Studierende, um nach der Hochschule im Beruf Fuß fassen zu können?

© andresr / E+ / Getty Images

Verstärkte Praxisorientierung der Hochschulbildung, stärker interdisziplinäre und interkulturelle Ausrichtung, hybride Bildungsformate und vieles mehr: Empfehlungen der Wirtschaft für ein innovatives und leistungsfähiges Hochschulsystem hat die DIHK Ende 2023 in einem Positionspapier zusammengefasst.

Die vergebliche Suche nach qualifiziertem Personal stellt für immer mehr Unternehmen ein hohes wirtschaftliches Risiko dar. Zwar ist das Segment der beruflich Qualifizierten dabei besonders betroffen, doch haben die Betriebe zunehmend auch Schwierigkeiten, offene Stellen für Hochschulabsolventinnen und -absolventen zu besetzen.

Umso wichtiger ist es daher, dass die Hochschulen ihre Studierenden bestmöglich auf den Übergang ins Berufsleben und die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorbereiten. Wie dies gelingen kann und welche Qualifikationsbedarfe in der Wirtschaft bestehen, hat die DIHK im November 2023 in ihrem Positionspapier "Praxisnahe Hochschulbildung für die Fachkräfte von morgen" zusammengefasst und mit einem Beschluss ihres Präsidiums unterlegt.

Darin erläutert sie konkret und anschaulich, was die Wirtschaft von den Hochschulen erwartet, und nimmt dabei unter anderem Aspekte wie praxisnahe Qualifizierung, die Potenziale von Studienzweifelnden und Bildungsausländern, duale Studiengänge, digitale Kompetenzentwicklung oder die europäische Hochschulstrategie in den Blick.

Mehr zu den Themen inklusive ausgewählter Empfehlungen:

DIHK-Empfehlungen:

  • Anforderungen und Fachkräftebedarfe der Unternehmen bei der (Neu-)Gestaltung von Studiengängen stärker berücksichtigen; dabei auch regionale Besonderheiten sowie spezielle Anforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen in Betracht ziehen.
  • Intensiveren Austausch zwischen Hochschule und Wirtschaft für die Entwicklung praxisnaher Lehrformate institutionalisieren und strukturiert ausbauen.
  • Unternehmen durch flexiblen Rechtsrahmen den erforderlichen Handlungsspielraum gewährleisten, um Praktika ohne übermäßigen bürokratischen und finanziellen Aufwand sowie an ihren betrieblichen Gegebenheiten orientiert anbieten zu können.

DIHK-Empfehlungen:

  • Landesrechtliche Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums weiter vereinheitlichen; außerhochschulisch erworbene Kompetenzen in angemessenem Umfang anrechnen, um Qualifizierungswege in der Beruflichen Bildung besser planbar und damit den Einstieg in die Berufliche Bildung attraktiver zu machen.
  • Aufnahme eines Studiums für dual Ausgebildete ohne anschließende Berufstätigkeit bundesweit und somit flächendeckend ermöglichen; flächendeckende, einheitliche Öffnung des Master-Zugangs für Absolventinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung prüfen. Dadurch vielfältigere Perspektiven für beruflich Qualifizierte schaffen und den betrieblichen Bedarf an höher beruflich Qualifizierten besser decken.
  • Teilzeit-Angebote für Berufstätige und Studierende mit familiären Verpflichtungen (beispielsweise Kinder, Pflege von Angehörigen) konsequent an allen Hochschulen weiter ausbauen und im Dialog mit der Wirtschaft weiterentwickeln; damit Fachkräfte- und Qualifizierungspotenziale auch in diesem Personensegment noch besser erschließen.

DIHK-Empfehlungen:

  • Hochschulseitig aktive Beratung und Unterstützung von Studienzweifelnden und Studienaussteigenden bei der Neuorientierung auf ihrem Qualifizierungsweg; auch im Hinblick auf Alternativen in der Beruflichen Bildung.
  • Ausbau der Kooperation mit regionalen Akteuren sowie durch Weiterleitung der Zielgruppe an kompetente Berater der Kammern und Arbeitsagenturen. Zukünftige Fachkräfte dabei unterstützen, später möglichst reibungslos in den Arbeitsmarkt einzumünden – auch durch bessere Information des akademischen Beratungspersonals zu beruflichen Bildungsalternativen.
  • Angebote zur Entwicklung von studienrelevanten Kompetenzen im Rahmen der Studieneingangsphase flächendeckend ausbauen. Dadurch falsche Bildungsentscheidungen vermeiden und Betrieben die dringend benötigten Fachkräfte ohne unnötigen Zeitverlust zur Verfügung stellen.

DIHK-Empfehlungen:

  • Betriebliche Ausbildungsteile inhaltlich wie organisatorisch im Gesamtkonzept des Studiengangs verankern; entsprechende Qualitätsstandards verbindlich zwischen den Kooperationspartnern vereinbaren.
  • Duale Studiengänge so konzipieren, dass der betriebliche Anteil in allen dualen Studienmodellen nach Umfang und Inhalt zu einer beruflichen Befähigung – im Sinne von selbstständiger Handlungskompetenz – führt.
  • Zu starke Spezialisierung in dualen Studiengängen vermeiden, um möglichst große Arbeitsmarktmobilität und betrieblichen Einsatz der Absolventinnen und Absolventen zu gewährleisten. Gleichzeitig Möglichkeiten eröffnen, betrieblichen Anforderungen mit differenzierten Wahlmodulen zu entsprechen.

DIHK-Empfehlungen:

  • In enger Abstimmung mit der Wirtschaft neue Hybridformate in entwickeln und Qualifizierungsbedarfe von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Großbetrieben gleichermaßen berücksichtigen.
  • Innovative Hybridformate idealerweise mit berufsbildendem Schwerpunkt, mindestens aber mit hohem Praxisanteil konzipieren. Dabei die Qualität der betrieblichen Ausbildung sowie die berufliche Handlungskompetenz der Absolventinnen und Absolventen sicherstellen.
  • Entsprechende Formate regelmäßig evaluieren und dabei insbesondere die Übergänge der Teilnehmenden in den Arbeitsmarkt, die Effekte für die betriebliche Fachkräftesicherung sowie die Motive von Teilnehmenden pro oder contra eines beruflichen Qualifizierungswegs in den Blick nehmen.

DIHK-Empfehlungen:

  • Deutliche Praxisbezüge auch in virtuellen Lernformaten sicherstellen, um arbeitsmarktrelevante Kompetenzen der Studierenden adäquat zu entwickeln. Akademische Curricula mit Blick auf die Digitalisierung regelmäßig aktualisieren.
  • Digitale Grundkompetenzen der heutigen Studierendengeneration konsequent weiterentwickeln und entsprechende Lehr-Lern-Formen in sämtlichen Studiengängen implementieren, um Absolventinnen und Absolventen auf die Anforderungen der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt vorzubereiten.  
  • Chancen der Digitalisierung durch adaptive Lehr-Lern- und Prüfungsformen insbesondere für die Gruppe der nicht-traditionellen Studierenden und somit perspektivisch zur Ausschöpfung sämtlicher Fachkräftepotenziale nutzen. Dazu innovative Lehr-Lern-Formen sowie neue Verfahren der Lernerfolgskontrolle entwickeln und erfolgreiche Modelle in die Fläche tragen.

DIHK-Empfehlungen:

  • Angebote zur fachlichen Studienvorbereitung weiter ausbauen und stärker auf heterogene Zielgruppen ausrichten, um möglichst viele ausländische Studierende zu einem Abschluss zu führen.
  • Begleitung ausländischer Studierender in der Studieneingangsphase intensivieren, um (fach-) sprachliche Kompetenzen zu verbessern und bei der Organisation des Hochschulalltags zu unterstützen. Integrative Angebote von Fachschaften oder integrationsfördernde Lehrformate auf- beziehungsweise ausbauen. Somit den Studienerfolg fördern.
  • Kontakte zu regionalen Unternehmen und Kammern herstellen und bei ausländischen Studierenden für Praxiserfahrungen in der deutschen Wirtschaft werben, um den späteren Arbeitsmarktübergang zu erleichtern. Hochschulseitig eng begleiten, beispielsweise durch Unterstützung im Bewerbungsprozess oder Patenprogramme.

DIHK-Empfehlungen:

  • Fachkräftebedarfe der Wirtschaft in den EU-Mitgliedsstaaten bei der Ausgestaltung der Europäischen Hochschulnetzwerke in den Blick nehmen. Entsprechende Kriterien bei der Auswahl der Hochschulen konsequent berücksichtigen und regelmäßig auf ihre Einhaltung hin überprüfen.
  • Flexible Möglichkeiten der Anrechnung von Studienleistungen national wie international weiter ausbauen; dabei verlässlichen Kriterien folgen.
  • Auslandsaufenthalte an Partner-Hochschulen optional in Curricula verankern; zukünftige Fachkräfte auf internationale Tätigkeiten vorbereiten.

Das ausführliche Papier gibt es hier zum Download:

DIHK-Positionspapier "Praxisnahe Hochschulbildung für die Fachkräfte von morgen" (PDF, 758 KB)

Kontakt

Porträtbild Julia Flasdick, Referatsleiterin Fachkräftesicherung | Weiterbildung
Julia Flasdick Referatsleiterin Hochschulpolitik, Forschungs- und Strukturfragen