Startschuss für die KI-Scouts (IHK): Ein neuer bundeseinheitlicher Zertifikatslehrgang soll junge Menschen befähigen, innovative und relevante KI-Tools am Markt zu identifizieren, zu bewerten und in ihren Unternehmen einzuführen.
Vorreiter einer neuen Arbeitswelt
Neuer Zertifikatslehrgang "KI-Scout (IHK)" läuft anMit der rasanten Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) verbinden sich besonders für die Wirtschaft seit geraumer Zeit große Versprechungen und Erwartungen. Gerade für Bereiche wie Marketing, Qualitätssicherung und Softwaredesign werden enorme Produktivitätssteigerungen prognostiziert. Beispielsweise könnte generative KI – darunter fallen KI-Anwendungen, die Inhalte wie Texte oder Bilder erstellen – in Zukunft 330 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in Deutschland beitragen, wie Hochrechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen. Auch dem zunehmenden Fachkräftemangel sollen KI-Tools entgegenwirken können.
Mit KI effizienter und produktiver arbeiten – das klingt gut, aber wie genau soll das funktionieren? Wo fängt man an? Wie können sich auch kleinere und mittlere Unternehmen wappnen, um in der sich anbahnenden Transformation am Ball zu bleiben?
Zukünftiges Arbeiten erkunden
Ein neues Weiterbildungsangebot der DIHK-Bildungs-gGmbH könnte bei diesen Fragen Unterstützung bieten: der "KI-Scout (IHK)". Neben mehreren IHKs beziehungsweise deren Bildungszentren hatten sich auch Fachleute und Auszubildende verschiedener Unternehmen an der Entwicklung des Qualifizierungskonzepts beteiligt. Im April 2024 startete nun der Pilot-Lehrgang mit Bildungseinrichtungen aus Arnsberg, Bielefeld und Heilbronn mit insgesamt 38 Teilnehmenden.
Doch was genau können sie von der neuen Zusatzqualifikation erwarten? Das englische "to scout" lässt sich mit "erkunden" oder "auskundschaften" übersetzen – und das beschreibt sehr treffend die Kompetenzen, die der neue bundeseinheitliche Zertifikatslehrgang jungen Menschen vermittelt: In insgesamt 52 Lehrgangsstunden, die zum größten Teil online absolviert werden und mit einer Abschlusspräsentation enden, lernen die "Scouts" den Umgang mit und die Einsatzhorizonte von KI kennen. Sie werden fit gemacht, um eigenständig innovative und relevante Tools am Markt zu identifizieren, zu bewerten und in ihrem Unternehmen einzuführen. Sie fungieren als Wissensvermittler in ihren Betrieben und regen im besten Fall aktiv einen Innovations- und Transformationsschub an.
Für die Unternehmen sind KI-Scouts (IHK) ein Marker für zukunftsorientierte Geschäftsstrategien und nicht zuletzt ein Wettbewerbsvorteil. "Die Unternehmen erhöhen ihre Attraktivität im Bereich der Ausbildung und reichern diese inhaltlich mit einem aktuellen Thema an ", resümiert Carina Schulte, Teamleiterin Prüfungen in der IHK Arnsberg, die an der Konzeption des Lehrgangs maßgeblich mitgewirkt hatte. "Sie identifizieren KI-Potenziale im Unternehmen in Form einer KI-Landkarte und stärken somit ihre Gesamtkompetenz in einem zukunftsträchtigen Feld."
Erste positive Resonanz
Dass die Qualifizierung einen Nerv trifft, bestätigt auch die MeisterWerke Schulte GmbH. Der Hersteller von hochwertigen Bodenbelägen mit Sitz im sauerländischen Rüthen wurde durch den Newsletter des regionalen IHK-Bildungsinstituts auf das Angebot aufmerksam. Mit der Anmeldung habe das Unternehmen nicht lange gezögert, berichtet dessen Personalmanager und Ausbildungsleiter Marius Goldstein. "Das ist für uns relevant, weil wir die junge Generation in Richtung KI entwickeln müssen." Die MeisterWerke sehen in KI mehr Chancen als Risiken und sind bestrebt, das Thema in den eigenen Reihen zu etablieren. Bereits heute arbeitet die GmbH beispielsweise in der Grafik- und Designabteilung mit KI-Tools. Weitere Einsatzfelder identifiziert sie aktuell etwa in der Produktionsoptimierung.
Für den Zertifikatslehrgang "KI-Scout (IHK)" haben die MeisterWerke gleich drei junge Mitarbeitende angemeldet. Goldstein erläutert: "Wir wollen als Unternehmen von der Zertifizierung profitieren. Einerseits werden unsere drei Teilnehmenden ihr Wissen in den Betrieb bringen und reale Einsatzfelder erkennen. Andererseits machen wir uns für unser Einzugsgebiet bei potenziellen Auszubildenen attraktiver."
Unter den Angemeldeten ist auch Emma Schulte, die derzeit eine Ausbildung zur Mediengestalterin bei der MeisterWerke Schulte GmbH absolviert. Sie arbeitet schon heute ab und an mit KI-basierter Bildbearbeitung: "Ich sehe darin die Zukunft", stellt sie klar. "Das kann nur von Vorteil sein." Von ihrer Qualifikation zum KI-Scout (IHK) erwartet sie "spannende neue Einsatzmöglichkeiten – und auch persönlich viele Chancen, hier ganz vorne dabei zu sein."
Auf die Ideen, die Emma und die anderen Pioniere künftig entwickeln und einbringen werden, dürfen die entsendenden Unternehmen jedenfalls gespannt sein.