Worum geht es genau? Der Ansatz der Teilqualifikationen ermöglicht es über 25-Jährigen, die keinen formalen Berufsabschluss haben oder deren Abschluss nicht mehr zeitgemäß ist, sich in sogenannten Teilqualifikationen (TQs) schrittweise nachzuqualifizieren. Hierfür werden die Inhalte der Ausbildungsrahmenpläne (an denen sich die Ausbildenden im Betrieb orientieren) und der Rahmenlehrpläne (die den Berufsschulunterricht regeln) eines bestimmten Berufes in sinnvolle Lerneinheiten aufgeteilt. Die so entstehenden Teilqualifikationen können einzeln durchlaufen werden.
Für die auf diesem Weg erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten gibt es nach erfolgreicher Kompetenzfeststellung – etwa durch eine IHK – einen Nachweis. Wer alle TQs eines Berufes mit Erfolg absolviert, hat gute Chancen, als externer Teilnehmer zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden und den formalen Berufsabschluss zu erwerben. Eine Win-win-Situation: Die Teilnehmenden profitieren am Arbeitsmarkt davon, dass sie ihre Kompetenzen formal dokumentieren können. Für die Unternehmen vergrößert sich der Pool potenzieller Arbeitskräfte. Sie können mithilfe von TQs aber auch gezielte Nachqualifizierungen in ihren bestehenden Belegschaften vornehmen.
Vier TQ-Projekte in enger Abstimmung
Vom Floristen über den Verkäufer bis zum Zerspanungsmechaniker: In rund 45 Berufen kann man derzeit schrittweise auf einen Abschluss hinarbeiten. Schwerpunkte sind die Bereiche Logistik, Schutz und Sicherheit, Elektro und Metall, aber auch kaufmännische Berufe sind immer gefragter, und die Palette wird stetig ausgebaut. Entwickelt werden die Angebote durch Gruppen von Expertinnen und Experten: Aus den Ausbildungsrahmenplänen und Rahmenlehrplänen leiten Ausbildende und Prüfende sowie Praktikerinnen und Praktiker aus Unternehmen die TQs ab. Die Fäden dafür laufen in den vom Bundesbildungsministerium geförderten TQ-Projekten "Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss" (DIHK Service GmbH), "BiBB TQ" (Bundesinstitut für Berufsbildung), "ETAPP" (Bildungswerke der Wirtschaft) und "TQHW" (Zentralstelle für Weiterbildung im Handwerk e.V.) zusammen.
In der Vergangenheit entwickelte jedes Projekt für sich allein TQs, zunehmend werden die Teilqualifikationen aber in enger Kooperation erarbeitet. Die Projekte setzen sich dafür ein, dass die entwickelten TQs "berufsanschlussfähig" sind, also in systematischen, aufeinanderfolgenden Schritten auf einen Berufsabschluss vorbereiten. Dafür entwickeln sie gemeinsame Standards: einerseits, um die Qualität der zu vermittelnden Inhalte zu sichern, andererseits, um Flexibilität zu schaffen – etwa, wenn ein Teilnehmer in ein anderes Bundesland umzieht. Auch auf eine Vereinheitlichung der Begriffe verständigten sich die Projekte und fassten sie in einem Glossar zusammen.
Eine Plattform für alle: www.chance-tq.de
Einen Gesamtüberblick bietet seit Anfang November die neue Plattform www.chance-tq.de, die das Projekt "Chancen Nutzen!" im Auftrag des Bundesbildungsministeriums erstellt hat: Hier finden Unternehmen, Bildungsträger und Interessierte alles Wissenswerte rund um die TQ-Praxis – und auch die Inhalte der Teilqualifikationen zum Download. Vorteile für alle Beteiligten und Fördermöglichkeiten werden in dem Portal ebenso dargestellt wie der Weg zur Teilqualifizierung – aus Sicht von Unternehmen, Interessierten und Bildungsträgern.
Das Herzstück des Auftritts bildet der Download-Bereich, in dem alle TQs – alphabetisch und nach Berufsgruppen sortiert – abrufbar sind. Diese Dokumente verschaffen Unternehmen und potenziellen Teilnehmenden einen Eindruck von den Angeboten. Bildungsträger können auf dieser Grundlage Konzepte für ihre TQ-Maßnahmen erstellen. Alle offen gebliebenen Fragen beantwortet unter www.chance-tq.de ein intelligentes FAQ-Tool.
