Brauchen wir noch Zertifikate auf Papier? In der digitalen Welt dokumentieren sogenannte "Open Badges" die Fähigkeiten und Leistungen von Personen. Über den Einsatz in der IHK-Organisation – Stand März 2024 wurden bereits rund 3.000 dieser digitalen Urkunden vergeben – berichtet Stefan Lemanzyk, Experte für digitale Zertifizierung bei der DIHK-Bildungs-gGmbH.
Open Badges: "Eine Art virtuelle Trophäe"
Interview mit Stefan Lemanzyk von der DIHK-Bildungs-gGmbHOpen Badges werden online verliehen und gesammelt, und sie können im Internet geteilt werden. Im Bereich der beruflichen Weiterbildung hat sich dieses Instrument bereits erfolgreich etabliert – beispielsweise kamen diese "virtuellen Trophäen" bei der Bundesbestenehrung 2023 zum Einsatz. "Position" wollte es genauer wissen.
Herr Lemanzyk, was ist das Besondere an Open Badges?Open Badges sind digitale Abzeichen, die den erfolgreichen Abschluss von Fort- oder Weiterbildungen und besonderen Leistungen bestätigen.
Sie sind sichtbar, überprüfbar und werden gerne im Bildungsbereich eingesetzt. Ich sehe sie als eine Art virtuelle Trophäe, die den Erfolg einer bestimmten Qualifikation eines Lehrganges oder einer besonderen Leistung symbolisiert.
Wer stellt die digitalen Abzeichen aus, und wie kann man sie erlangen?
Open Badges werden zum Beispiel von Bildungseinrichtungen und ähnlichen Organisationen ausgestellt, die Fort- und Weiterbildungen anbieten. Ein Badge erhält, wer an einer entsprechenden Fort- oder Weiterbildung erfolgreich teilgenommen hat. Im Idealfall passiert das also ganz automatisch.
In welchen Bereichen werden die Abzeichen angewendet?
Sie können für verschiedene Qualifizierungs- und Zertifizierungsebenen sowie für besondere Auszeichnungen genutzt werden. Ein gutes Beispiel ist die Bundesbestenehrung, bei der die besten durch IHKs begleiteten Auszubildenden Deutschlands eine Schmuckurkunde in Form eines Badges erhalten. Dieses können sie im Anschluss zeitlich unbegrenzt in ihren digitalen Profilen wie zum Beispiel auf LinkedIn verwenden. Aber auch in den Bereichen Ausbildung, Höhere Berufsbildung, Sach- und Fachkunde sowie als Nachweis für die Teilnahme an Workshops oder Weiterbildungsprogrammen werden die Badges mehr und mehr eingesetzt und erhöhen somit die Sichtbarkeit der jeweils erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen.
Was sind die Vorteile gegenüber traditionellen Zertifikaten?
Wer in einem Bewerbungsprozess seine Nachweise in digitaler Form einreicht, kann sich gegenüber anderen Kandidaten abheben, die noch traditionell unterwegs sind, und hat so vielleicht ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern. Den Bildungseinrichtungen bieten die Badges ein Instrument des Marken-Brandings und der verbesserten Sichtbarkeit. Letztere ist natürlich auch ein wesentlicher Vorteil für die Absolventen, wenn sie auf Plattformen wie LinkedIn ihre Badges einbinden.
Wie werden Open Badges erstellt, und wie funktionieren sie technisch?
Technisch gesehen basieren Open Badges auf Bilddateien mit relevanten "eingebackenen" Informationen, zur Validierung der Echtheit. Sie können verschiedene Farben und Designs haben, um sie an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Das macht sie vielseitig und optisch ansprechend für diejenigen, die sie erhalten.
Wie sieht es mit der Fälschungssicherheit aus?
Alle Teilnehmenden bekommen eine individuelle Bilddatei und einen personalisierten Link zur Verifizierung ihres Badges. In einem externen Validierungsprogramm können Mitarbeitende im Personalwesen ihrerseits die Echtheit der digitalen Badges mit wenigen Klicks überprüfen.
Wie weit verbreitet sind Open Badges heute?
Bis heute haben wir im Rahmen von Zertifizierungslehrgängen sowie Ehrungen für Landes- und Bundesbeste Auszubildende etwa 3.000 Open Badges ausgestellt. Bereits 62 Industrie- und Handelskammern nutzen die Badges als zusätzlichen Mehrwert ihrer Angebote. Wir sehen eine große Nachfrage, eine zunehmende Verbreitung und sehr hohe Akzeptanz.