Bis Larissa Euzebio ihrem Mann João Bohn vom südbrasilianischen Santa Catarina nach Düsseldorf folgen konnte, arbeitete der bereits seit acht Monaten als Softwareentwickler in Deutschland. "Anfangs war es traurig für uns, getrennt zu sein, aber wir hatten beide viele Dinge zu organisieren und vorzubereiten", erzählt Larissa Euzebio.
Dass sie sich gemeinsam eine Zukunft in Deutschland aufbauen wollten, wussten sie bereits ab dem Moment, in dem João Bohn den Entschluss fasste, beim Pilotprojekt "Hand in Hand for International Talents" mitzumachen. Das Projekt, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium, bringt deutsche Unternehmen mit Fachkräften aus dem Ausland zusammen und wird von der DIHK Service GmbH gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt.
"Das war die ideale Gelegenheit für mich", erzählt João Bohn. Über das Projekt kam er zum Unternehmen Retraced, das Online-Lösungen für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement anbietet.
Langes Warten
Da João Bohns brasilianischer Berufsabschluss zunächst nur teilweise anerkannt wurde, kümmerte er sich in den ersten Monaten in Düsseldorf um die Nachqualifizierung bei seinem Arbeitgeber. Nur mit der vollständigen Anerkennung des Abschlusses und dem entsprechenden Aufenthaltsstatus durfte er seine Frau zu sich nach Deutschland holen. Larissa Euzebio bereitete so lange den Umzug vor. "Am selben Tag, an dem ich den Aufenthaltstitel bekam, buchten wir Flüge für den 21. Mai", erzählt João Bohn. Dann ging zunächst alles ganz schnell. Larissa Euzebio flog nach Deutschland und beantragte den Familiennachzug direkt bei der zuständigen Ausländerbehörde.
Familienzusammenführung nicht ohne Hürden
Doch nach der Beantragung stockte die Kommunikation mit der Behörde, E-Mails und Anrufe blieben unbeantwortet. Unterstützung bekam das Paar schließlich von den "Hand in Hand for International Talents"-Partnern, der IHK Düsseldorf und der örtlichen Agentur für Arbeit, die ihnen halfen, bei der Ausländerbehörde nachzuhaken. Im Dezember hielt Larissa Euzebio endlich ihren Aufenthaltstitel in den Händen. Damit darf sie mit ihrem Mann in Deutschland leben und arbeiten. "Ich habe einen Berufsabschluss in Betriebswirtschaft und außerdem Rechnungswesen studiert", so Larissa Euzebio. "Da die meisten Angebote in diesem Bereich ein höheres Niveau an Deutschkenntnissen voraussetzen, möchte ich zunächst den Integrationskurs absolvieren und dann nach Arbeitsmöglichkeiten suchen."
Auch die Ehepartnerinnen und -partner von Fachkräften sind oft überdurchschnittlich gut qualifiziert und leisten ihrerseits einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Eine Win-win-Situation für die Fachkräfte und die deutsche Wirtschaft. "Wir hoffen, dass wir der Wirtschaft und den Unternehmen in unseren jeweiligen Bereichen helfen können und dass unsere Anwesenheit hier einen positiven Einfluss hat", so João Bohn.
Mitarbeiterbindung international gedacht
Unternehmen, deren internationale Fachkräfte Familienangehörige nachholen wollen, können ihre Mitarbeitenden aktiv unterstützen – etwa durch die Freistellung für Termine bei der Ausländerbehörde oder durch Hilfe beim Ausfüllen von Dokumenten.
Unternehmen, die erst noch nach qualifizierten Mitarbeitenden aus dem Ausland suchen, empfiehlt Anine Linder vom Projekt "Hand in Hand for International Talents", den ersten Schritt mit einem erfahrenen Partner zu gehen. Zum Beispiel mit ihrem Projekt. "Wir unterstützen nicht nur bei der Suche nach Fachkräften im Ausland, sondern auch bei der Integration in Deutschland. Und bei Bedarf natürlich auch beim Thema Familiennachzug."