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Durchbruch beim Bürokratieabbau? – DIHK-Konferenz am 29. September 2023

DIHK diskutiert mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern von Politik und Wirtschaft
Aktenordner wird aus Schrank genommen.

Der Abbau von bürokratischen Belastungen ist für die Betriebe von größter Bedeutung

© Andyborodaty / iStock / Getty Images Plus

Die deutsche Wirtschaft steht vor vielen Herausforderungen – von den hohen Energiepreisen bis zum Fachkräftemangel. Die seit Jahren wachsenden Belastungen durch unnötige Bürokratie wiegen in dieser Situation besonders schwer und sind ein echtes Hemmnis im Betriebsalltag. Ende September diskutierten daher Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Wirtschaft und ca. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen der DIHK-Konferenz „Bürokratieabbau und Bessere Rechtsetzung“ über den Standortfaktor „Bürokratie“ und Entlastungsmöglichkeiten für die Wirtschaft.

Ob bei der Errichtung von Erneuerbare-Energie-Anlagen oder bei der Umstellung auf energieeffizientere Produktionsanlagen, bei den Genehmigungen von Transporten, dem Anwerben von Fachkräften, den zunehmenden Berichtspflichten oder ausufernden Vorschriften im Hotel- und Gastgewerbe, jeden Tag befassen sich die Unternehmen mit bürokratischen Maßnahmen. Die Regelungsdichte hat sich zu einem Mühlstein für Unternehmen und Verwaltungen entwickelt.

Mehr Aufwand zur Erfüllung bürokratischer Auflagen bedeutet weniger Zeit für die Weiterentwicklung des Unternehmens und für Innovationen. Darunter leidet die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Betriebe. Das Ausmaß der Bürokratie ist zu einem entscheidenden Faktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland geworden. Die Unternehmen erwarten deshalb von den aktuellen Initiativen der Bundesregierung und der EU-Kommission nichts weniger als einen Befreiungsschlag. Dabei kommt es nicht nur auf Änderungen in den Gesetzen an, Deutschland benötigt zudem einen Beschleunigungsmanager.

Bürokratieentlastungsgesetz IV – ein Hoffnungsschimmer

Das Eckpunktepapier zum Vierten Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV), das unter Federführung des Justizministeriums von der Bundesregierung in Meseberg beschlossen wurde, sieht eine Reihe konkreter Maßnahmen zum Bürokratieabbau vor. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz prüft mögliche Vereinfachungen bei den Informationspflichten. Auch einige Schriftformerfordernisse sollen wegfallen. Künftig wird der Meldeschein in Hotels für alle inländischen Gäste nicht mehr notwendig sein, und die Aufbewahrungsfristen von Steuerunterlagen werden kürzer. In Aussicht gestellt sind zudem Praxis-Checks für verschiedene Themen. Zudem sollten die mehr als 400 weiteren Vorschläge aus der Verbändeabfrage in anderen Gesetzen oder auf europäischer Ebene umgesetzt werden.

EU will Berichtspflichten vereinfachen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihrerseits hat im März angekündigt, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren. Demnach sollen die Datenschutzgrundverordnung und die Anforderungen bei der Arbeitnehmerentsendung und der Nachhaltigkeitsberichtserstattung (CSRD) vereinfacht werden. Zudem hat die Kommission vor, die relevante KMU-Definition auf europäischer Ebene anzupassen. Die konkreten Vorschläge sollen im Oktober präsentiert werden. Die Bundesregierung will diesen Plan mit einer deutsch-französischen Initiative begleiten. Für die Unternehmen ist entscheidend, dass den Ankündigungen aus Berlin und Brüssel nun zeitnah auch Taten folgen – erst dann kann verloren gegangenes Vertrauen wieder neu entstehen.

DIHK-Konferenz verdeutlicht: Bürokratieabbau ist eine Gemeinschaftaufgabe

Neues Wirtschaftswachstum gelingt nur mit weniger Bürokratie. Das ist auch das Ergebnis der DIHK-Bürokratieabbau-Konferenz unter anderem mit Bundesminister Marco Buschmann sowie vielen Praktikern aus Betrieben, Politik und Verwaltung Ende September. Die Wirtschaft ist auf mutige und zugleich aus Sicht der Betroffenen überfällige Entscheidungen der Politik angewiesen. Das „Vierte Bürokratieentlastungsgesetz“ und das Vorhaben der EU-Kommission zur Reduzierung von Berichtpflichten sind richtige Signale. Für die Unternehmen zählt aber, was sie im betrieblichen Alltag konkret als Entlastung erfahren.

Die DIHK macht hierfür konkrete Vorschläge und steht der Politik als Sparringspartner für einen wirkungsvollen Bürokratieabbau zur Verfügung. Nach DIHK-Einschätzung sollte die Bundesregierung zudem die Position einer Beschleunigungsmanagerin beziehungsweise eines Beschleunigungsmanagers einrichten, damit Engpässe schneller aufgespürt und Verantwortlichkeiten klarer benannt werden können. Damit ließe sich das Deutschland-Tempo, das sich alle erhoffen, auch tatsächlich erreichen.

Kontakt

Porträtfoto Benjamin Baykal
Benjamin Baykal Referatsleiter Wirtschaftspolitische Positionen, Bürokratieabbau