Der ausgeprägte Fachkräftemangel und damit einhergehend die bestehende Qualifikationslücke ("Skills Gap") ist ein weiterer Faktor, welcher die Wettbewerbsfähigkeit in Europa einschränkt und die Transformation zu einer grünen und digitalen Wirtschaft behindert.
Schließen der Qualifikationslücke
Draghi fordert daher eine europäische Strategie, um dieser Qualifikationslücke mit Maßnahmen auf allen Bildungsniveaus, entgegenzutreten. Konkrete Vorschläge für Maßnahmen auf EU-Ebene im Bereich der Bildungspolitik beinhalten unter anderem bessere Informationen über nachgefragte Kompetenzen und Arbeitsmarktentwicklungen in den Mitgliedsstaaten und Sektoren, eine Überarbeitung der Lehrinhalte unter Einbeziehung des privaten Sektors, sowie ein gemeinsames System der Zertifizierung innerhalb der EU, um die Transparenz von Fähigkeiten zu erhöhen. EU-Programme, welche Bildungsmaßnahmen finanzieren, sollen evaluiert werden, um ihre Effizienz zu erhöhen. Zudem soll die berufliche Bildung in Europa laut Draghi reformiert werden und es soll Anreize für Tech Talente aus Drittstaaten geben, nach Europa zu kommen.
Aus Sicht der gewerblichen Wirtschaft sind viele dieser Vorschläge gute Ansätze, um dem Fachkräftemangel in der EU entgegenzutreten. Die Einbeziehung von Unternehmen in der Anpassung der Lehrinhalte, um diese besser an die Bedürfnisse der Wirtschaft anzupassen, sollte strategisch und in allen Mitgliedstaaten vorangetrieben werden. Hier ist es allerdings wichtig, dass die Kompetenzen der Bildungspolitik vorrangig bei den Mitgliedsstaaten bleiben. Durch einen Aufbau auf nationale etablierte Bildungsstrukturen, welche nah an der regionalen Wirtschaft sind, kann sichergestellt werden, dass rasch auf veränderte Nachfragen der unterschiedlichen Sektoren reagiert werden kann.