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Globale Stromtrends und ihre Auswirkungen auf Deutschland und die EU

Herausforderungen und Chancen
Zwei Arbeiter in Warnwesten und mit Helm stehen an einer Photovoltaik-Anlage

Die steigenden Investitionen in Photovoltaik und Windkraft belegen den Wandel im Energiesektor

© Vithun Khamsong / Getty Images

Während der weltweite Stromverbrauch rasant wächst, bleibt die Erholung der Nachfrage in Europa verhalten – insbesondere in energieintensiven Industrien. In Deutschland treibt der Ausbau erneuerbarer Energien die Stromerzeugung voran, während die Kohleverstromung weiter zurückgeht. Zugleich zeigen steigende Investitionen in Photovoltaik und Windkraft den Wandel im Energiesektor. Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich daraus für Deutschland und die EU?

Die Internationale Energieagentur (IEA) analysiert in ihrem Bericht umfassend die aktuellen Entwicklungen sowie politischen Maßnahmen im Energiesektor. Zudem bietet der Bericht eine Prognose zur Stromnachfrage, -erzeugung und zu den CO2-Emissionen für den Zeitraum 2025 bis 2027 – sowohl für einzelne Länder als auch weltweit. Für Deutschland fasst der Bericht Electricity 2025 zusammen, dass im Jahr 2024 der Stromverbrauch um 1,1 Prozent nach zwei Jahren Rückgang anstieg, während er in der Europäischen Union um 1,4 Prozent zunahm, jedoch noch unter dem Niveau von 2021 blieb.

In Deutschland wuchs die installierte Photovoltaik-Kapazität im Jahr 2024 von 82 GW auf 99 GW, wobei mehr als zwei Drittel der neuen Anlagen durch Einspeisevergütungen gefördert wurden. Auch die Windenergie verzeichnete Zuwächse: Die Onshore-Kapazität stieg von 60 GW auf 63 GW, während die Offshore-Kapazität von 8,5 GW auf 9,2 GW anstieg. Die PV-Stromerzeugung wuchs um 19 Prozent, während die Windstromerzeugung um 3,3 Prozent zurückging. Auf europäischer Ebene wuchsen die erneuerbaren Energien insgesamt um 8,4 Prozent im Jahr 2024. Bis 2027 wird ein jährliches Wachstum von 7,2 Prozent erwartet, was auf eine kontinuierliche Expansion in diesem Bereich hinweist.

In Deutschland ging die Stromerzeugung aus Kohle im Jahr 2024 um 14 Prozent zurück, mit weiteren geplanten Stilllegungen bis 2026. In der Europäischen Union sank die Kohleverstromung im gleichen Zeitraum um 15 Prozent und wird voraussichtlich bis 2027 mit einer durchschnittlichen jährlichen Abnahme von 11 Prozent weiter zurückgehen.

Während die Kernenergie in Deutschland keine Rolle mehr spielt, da das Land aus der Nutzung der Atomkraft ausgestiegen ist, verzeichnete die Europäische Union im Jahr 2024 einen Anstieg der nuklearen Stromerzeugung um 5 Prozent. Bis 2027 wird erwartet, dass dieses Niveau weitgehend stabil bleibt.

Für den Zeitraum 2025 bis 2027 wird in Deutschland ein jährliches Wachstum der Stromnachfrage um 1,2 Prozent erwartet, während die erneuerbaren Energien voraussichtlich um 10 Prozent pro Jahr zulegen werden. In der Europäischen Union fällt das prognostizierte Wachstum der Stromnachfrage mit 1,7 Prozent jährlich etwas höher aus, während die erneuerbaren Energien mit 7,2 Prozent pro Jahr ebenfalls weiter ausgebaut werden sollen. Ein gedämpftes Wirtschaftswachstum, schwache Inlandsnachfrage und Herausforderungen auf den Exportmärkten haben die Erholung energieintensiver Industrien in Europa ausgebremst, wodurch der Stromverbrauch nach wie vor nicht das Vorkrisenniveau erreicht.

Der weltweite Stromverbrauch wird im Prognosezeitraum 2025–2027 voraussichtlich mit der schnellsten Wachstumsrate seit Jahren steigen. Haupttreiber dieses Anstiegs sind die zunehmende industrielle Produktion, der steigende Einsatz von Klimaanlagen, die beschleunigte Elektrifizierung sowie die Expansion von Rechenzentren weltweit. Im Jahr 2024 stieg die globale Stromnachfrage um 4,3 Prozent, und es wird erwartet, dass sie bis 2027 mit einer Wachstumsrate von fast 4 Prozent pro Jahr weiter zunehmen wird. Ein erheblicher Teil des zusätzlichen Strombedarfs wird durch Schwellenländer gedeckt, wobei China im Jahr 2024 mehr als die Hälfte des globalen Wachstums ausmachte. Auch in Indien und anderen Ländern Südostasiens wird ein deutlicher Anstieg der Stromnachfrage erwartet.

Kontakt

Hilden, Marlon
Marlon Hilden Referatsleiter europäische und internationale Energie- und Klimapolitik