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Geschlechterungleichheit in der MINT-Bildung

Bericht fordert umfassenden Ansatz
Junge Frau arbeitet an einem elektromechanischen Prototypen

Es besteht ein großer Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften, besonders bei den sogenannten MINT-Fächern

© nd3000 / iStock / Getty Images Plus

Trotz Fortschritten in der Gleichstellungspolitik sind Frauen in Europas MINT-Berufen weiterhin unterrepräsentiert. Ein Bericht der EU-Kommission zeigt, dass diese Ungleichheit tief verwurzelte institutionelle Ursachen hat, die dringend angegangen werden müssen – auch um Europas Wirtschaftspotenzial zu steigern.

Obwohl Mädchen in Fächern wie Biologie oft gleichwertige oder bessere Leistungen erbringen als Jungen, setzen sie dieses Potenzial, laut Bericht, seltener in eine Karriere in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) um. Diese Diskrepanz ist auf komplexe Faktoren zurückzuführen, die über reine akademische Fähigkeiten hinausgehen. Gesellschaftliche Stereotype, ein Mangel an weiblichen Vorbildern und ein Arbeitsumfeld, das nicht immer inklusiv ist, tragen dazu bei, dass Frauen seltener in MINT-Berufen Fuß fassen und diese langfristig ausüben. Dies verdeutlicht den Bedarf an einer vertieften Untersuchung der Arbeitskulturen und Karrierestrukturen, um Frauen im MINT-Bereich besser zu fördern.

Obwohl die Geschlechterlücke im MINT-Bereich in den letzten Jahren leicht zurückgegangen ist, verläuft dieser Prozess ungleichmäßig und zu langsam. Dies legt nahe, dass bisherige Strategien entweder nicht ausreichend sind oder nicht im notwendigen Umfang umgesetzt werden. Besonders in den Bereichen Technik und Ingenieurwesen bleibt die Kluft zwischen Männern und Frauen weiterhin groß.

Die Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Berufen ist nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung. MINT-Berufe sind entscheidend für Innovation und technologischen Fortschritt, die wiederum Motoren für das Wirtschaftswachstum sind. Eine diversere Belegschaft in diesen Bereichen kann kreative und innovative Lösungen fördern, die für die Bewältigung globaler Herausforderungen notwendig sind. Laut dem MINT-Frühjahresreport des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlten demnach allein in Deutschland zuletzt über 240.000 Arbeitskräfte in MINT-Berufen. Um diesem Fachkräftemangel entgegenzutreten, darf das Potenzial von Frauen in MINT-Fächern nicht ungenutzt bleiben.

Der Bericht fordert eine umfassende Strategie, die Bildung, Politik und Gesellschaft gleichermaßen in die Pflicht nimmt, um systemische Barrieren zu beseitigen. Die Europäische Kommission plant hier aktiv zu werden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte in ihren politischen Leitlinien für die nächste Legislaturperiode einen Strategieplan für die Bildung in MINT-Fächern an. Ziel des Plans soll es sein, mehr Mädchen und Frauen in MINT-Ausbildungen und -Berufe zu bringen. Zudem soll der Plan dem Leistungsrückgang auf Gebieten im Zusammenhang mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie dem Mangel an qualifizierten entsprechenden Lehrkräften entgegenwirken.

Kontakt

Porträtfoto Kathrin Riedler
Kathrin Riedler Referatsleiterin Europäische Umwelt- und Rohstoffpolitik