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Zwischen Effizienz und Bürokratie – Digitalisierung auf Sparflamme

Arbeiter mit Laptop in der Hand

Bei allen Fortschritten: Standard sind digitale Prozesse in der deutschen Wirtschaft noch nicht

© metamorworks / iStock / Getty Images Plus

Die Unternehmen hierzulande verfolgen das Thema Digitalisierung beharrlich. Laut der aktuellen DIHK-Digitalisierungsumfrage bewerten 77 Prozent ihren Digitalisierungsgrad als sehr gut, bis befriedigend. Betriebe setzen auf elektronische Datenverarbeitung hauptsächlich, um Arbeits- und Produktionsprozesse effizienter zu gestalten und die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Digitalisierung bleibt demnach – wie in den Jahren zuvor – eher ein Werkzeug zur Effizienzsteigerung als ein Motor für Innovationen.

Hürden: Aufwand, Komplexität und rechtliche Unsicherheiten 

Digitale Transformationsprojekte sind aufwendig und verschlingen viel Zeit und Geld. Häufig sind sie sehr komplex, da interne Prozesse reorganisiert und die Mitarbeitenden mitgenommen werden müssen. Zusätzlich stellen sich vielschichtige Fragen, etwa nach geeigneten Softwarelösungen und Partnern am Markt. Für parallele Investitionen in die Cybersicherheit bleibt da in vielen Fällen kaum noch Raum. Hinzu kommen rechtliche Unsicherheiten, etwa bei der Datennutzung. Knapp 60 Prozent der Unternehmen geben in der DIHK-Umfrage an, dass Fragen des Datenschutzes oder Unklarheiten über Nutzungsansprüche für sie zu den größten Hürden bei der Nutzung von Daten zählen.

KI hat in der deutschen Wirtschaft Einzug gehalten

In Sachen künstliche Intelligenz (KI) geht es in großen Schritten voran: Viele Unternehmen haben ihre Pläne aus den Vorjahren realisiert, und künstliche Intelligenz hat Einzug in die Werkhallen sowie Büros gehalten. 70 Prozent der Betriebe setzen bereits KI-Anwendungen ein beziehungsweise planen, dies innerhalb der nächsten drei Jahre zu tun.

Insbesondere die zunehmende Nutzung von Cloud-Lösungen und künstlicher Intelligenz sorgt für einen größeren Bandbreitenbedarf. Nur knapp drei Viertel der Betriebe sind mit der aktuellen Verfügbarkeit von schnellem Internet an ihrem Standort zufrieden. Der Netzausbau geht oft zu langsam voran. Er wird erschwert durch hohe Baukosten, einen Mangel an Fachkräften und zähe Genehmigungsverfahren der öffentlichen Hand. 

Hemmschuh öffentliche Verwaltung

Doch nicht nur Genehmigungsprozesse für den Glasfaser- und Mobilfunkausbau müssen verschlankt und digitalisiert werden. Die Unternehmen bewerten die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung insgesamt sehr negativ. Trotz zahlreicher Bemühungen sind in den letzten Jahren kaum Fortschritte bei der Verwaltungsdigitalisierung zu verzeichnen. Das schränkt die Handlungsfähigkeit der Betriebe immer stärker ein.

Politik bremst Digitalisierungsaktivitäten der Unternehmen aus

Auch die aktuelle Digital-Rechtsetzung sorgt für Unmut. Viele neue Richtlinien und Verordnungen aus den Bereichen Daten, Cybersicherheit, Plattformökonomie und KI entfalten teils tiefgreifende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. In einigen Fällen mag dies zwar zu besseren Wettbewerbsbedingungen und mehr Rechtssicherheit führen, etwa beim Digital Markets Act, der darauf abzielt, beispielsweise durch Regelungen zur Datennutzung und zur Dateninteroperabilität sowie Diskriminierungsverbote Fairness und Wettbewerb im europäischen digitalen Binnenmarkt zu gewährleisten. 

Doch viele Betriebe, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, zeigen sich von der Menge neuer Regulierungen – neben dem Digital Markets Act müssen Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung, des Digital Services Act, der E-Rechnungsverordnung et cetera umgesetzt werden – überfordert und entscheiden sich gegen wichtige Investitionen in digitale Zukunftstechnologien.

Freiräume für die eigene Wertschöpfung dringend benötigt

Betriebe sind für ihren Unternehmenserfolg auf eine erfolgreiche Digitalisierung angewiesen. Flächendeckende Glasfaser- und Mobilfunknetze, rechtssichere Datennutzung, der Ausbau digitaler Kompetenzen sowie eine moderne Verwaltung bleiben zentrale Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation der deutschen Wirtschaft. 

Die bürokratiearme, verständliche und einheitliche Umsetzung von EU-Gesetzen ist essenziell. Die neue Bundesregierung muss hier Prioritäten setzen und Rahmenbedingungen schaffen, die die Unternehmen bei ihrer Digitalisierung unterstützen und als Katalysator wirken. Die DIHK hat dazu Kernforderungen an die neue Bundesregierung zusammengefasst. Diese sind hier abrufbar.
 


 
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Dr. Katrin Sobania Referatsleiterin Informations- und Kommunikationstechnologie | E-Government | Postdienste | IT-Sicherheit