
Die Fachkräfte von morgen: Azubis zu finden und zu halten, wird für die Betriebe immer schwieriger
© monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus
Die Fachkräfte von morgen: Azubis zu finden und zu halten, wird für die Betriebe immer schwieriger
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Im Jahr 2024 wurden bundesweit rund 487.000 duale Ausbildungsverträge neu abgeschlossen – laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung ein leichter Rückgang von 0,5 Prozent im Vorjahresvergleich. Gleichzeitig gab es beim Start ins neue Ausbildungsjahr deutlich mehr offene Stellen als unvermittelte Bewerberinnen und Bewerber. Weniger Azubis heute bedeuten aber fehlende Fachkräfte in den Betrieben morgen. Die neue Bundesregierung sollte daher deutliche Akzente setzen, um die duale Ausbildung zu stärken und möglichst viele Potenziale zu entfalten.
Die bewährte "Allianz für Aus- und Weiterbildung", in der sich Wirtschaftsverbände, Bundesregierung, Bundesländer, Bundesagentur für Arbeit und Gewerkschaften für die duale Ausbildung stark machen, und der "Pakt für berufliche Schulen" von Kultusministerkonferenz und Bundesbildungsministerium sollten konsequent fortgeführt werden. Berufsschulen brauchen eine moderne Ausstattung, eine verlässliche Infrastruktur und qualifizierte Lehrkräfte.
Fördermittel aus dem Digitalpakt 2.0 und dem Startchancenprogramm müssen auch ihnen zugutekommen. Angesichts fehlender Bewerberinnen und Bewerber sowie zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze ist es an der Zeit, die politischen Diskussionen über staatlich verpflichtende, umlagefinanzierte “Ausbildungsgarantien” ein für alle Mal zu beenden. Stattdessen sollte die Ausbildungsreife junger Menschen systematisch gefördert werden.
Ermöglicht wird dies durch eine konsequente praxisorientierte und ausgewogene Berufsorientierung in allen Schulen. Auch Gymnasien sollten verbindlich über die Perspektiven informieren, die eine duale Ausbildung mit anschließender Höherer Berufsbildung als gleichwertiger Bildungsweg zum Studium bietet. Zusätzlich zu betrieblichen Praktika und zur persönlichen Unterstützung durch Ausbildungs- und Berufsberatung oder Ausbildungsbotschafter beziehungsweise -botschafterinnen sind mehr digitale Formate ein Weg, um die junge Zielgruppe zu erreichen.
Viele junge Menschen brauchen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung eine gute und kompetente Begleitung, um unrealistische Berufswünsche geradezurücken, den passenden Betrieb zu finden und Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Diese Beratung sollte möglichst aus einer Hand und unter einem Dach erfolgen. Ein guter Weg wäre es, Jugendberufsagenturen unter bundesweiter Beteiligung der Industrie- und Handelskammern zu stärken und sie als präsente Marke und zentrale Anlaufstelle für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf zu etablieren.
Förderangebote wie Einstiegsqualifizierungen, Assistierte Ausbildung und ehrenamtliche Mentorenprogramme müssen noch bekannter gemacht, weiterentwickelt und nachhaltig gesichert werden. Wer ein Studium abgebrochen hat, sollte schnellstmöglich mit Ausbildungsbetrieben in Kontakt treten. Hierzu gilt es, vorhandene regionale Initiativen von Hochschulen, Kammern und Arbeitsagenturen noch besser miteinander zu vernetzen.
Die internationale Mobilität von Auszubildenden ist wichtig, um gleichzeitig die Attraktivität der dualen Ausbildung und die Kompetenzen des Fachkräftenachwuchses zu erhöhen. Um sie zu verbessern, sollte ein "Deutscher Beruflicher Austauschdienst" (DBAD) analog zum Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) etabliert und mit Bundesmitteln unterstützt werden. Zudem müssen vergünstigte ÖPNV-Tickets und bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende wie Studierende gleichermaßen verfügbar sein.
Für Menschen ohne Berufsabschluss sollten Nachqualifizierungen ausgebaut werden, insbesondere durch standardisierte Teilqualifikationen und die neue Möglichkeit der individuellen Feststellung beruflicher Fähigkeiten (Validierung).
Angesichts der demografischen Entwicklung brauchen wir nicht nur mehr qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland, sondern auch junge Menschen, die in unser Land kommen und hier eine duale Ausbildung absolvieren. Wichtig ist daher, weltweit Interessentinnen und Interessenten zu gewinnen und die Voraussetzungen für eine Qualifizierung in Deutschland zu schaffen. So ist es möglich, gezielt dem Fachkräftemangel in den Betrieben entgegenzuwirken und gleichzeitig das Konzept der dualen Ausbildung zu stärken.