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Fachkräftemangel: IHKs fördern Teilqualifikationen

Lageristen schieben Pakete

Der Fachlagerist gehört im Rahmen der TQs bundesweit zu den Top-Berufen

© xavierarnau / E+ / Getty Images

Der demografische Wandel, die Digitalisierung sowie Transformationsprozesse steigern den Bedarf an beruflicher Weiterbildung. Während die Nachfrage an Arbeitskräften und insbesondere nach qualifizierten Fachkräften weiterhin hoch ist, waren laut aktuellem Berufsbildungsbericht des Bundesbildungministeriums 2022 etwa 2,1 Millionen junge Erwachsene im Alter zwischen 25 und 34 Jahren "nicht formal qualifiziert", also ohne Berufsausbildung oder Studienabschluss. Auch in Unternehmen arbeitet eine Großzahl An- und Ungelernter ohne anerkannten Abschluss, die mit Qualifikation bessere Perspektiven am Arbeitsmarkt hätten.

Flexibler Lösungsansatz

Teilqualifikationen (TQs) haben ein enormes Potenzial, Menschen praxisnah und flexibel für Tätigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt schrittweise zu qualifizieren. Mit TQs können sie berufliche Kenntnisse erwerben und bestenfalls einen Berufsabschluss erreichen. Die Arbeitsagentur fördert die Qualifizierungsmaßnahme und unterstützt beteiligte Unternehmen durch Entgeltzuschüsse. Die geförderte Maßnahme wird zu einem Drittel praktisch im Betrieb und zu zwei Dritteln bei einem Bildungsträger umgesetzt.  

Betriebe setzen TQs zur Sicherung von Fachpersonal sowie als Instrument der Personalentwicklung und -bindung ein – nicht zuletzt aber auch, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Erfahrungen von Unternehmen zeigen, dass es sich um eine gute Option handelt, um flexibel und individuell auf verschiedene Qualifizierungsbedarfe zu reagieren. Teilqualifikationen können die Stärken der Mitarbeitenden fördern und dadurch die Produktivität und Qualität der Arbeit steigern. Große Unternehmen wie etwa Neapco, Continental oder die Dillinger Hütte setzen auf TQs, um bewährte und neue Beschäftigte bedarfsgerecht zu qualifizieren.

IHKs fördern Standards und Qualität

Inzwischen bieten fast alle Industrie- und Handelskammern (IHKs) Teilqualifikationen in ihrem Weiterbildungsportfolio an. Sie unterstützen die Qualifizierung an- und ungelernter Erwachsener durch die Bereitstellung von standardisierten TQs und sichern so die Qualität der Maßnahme. Am Ende einer Teilqualifikation steht dann eine Kompetenzfeststellung durch die IHK. Die Teilnehmenden erhalten damit ein IHK-Zertifikat, das sofort auf dem Arbeitsmarkt verwendbar ist. Darüber hinaus besteht abschließend die Möglichkeit – in der Regel im Anschluss an mehrere TQs – mit einer Abschlussprüfung bei der IHK einen kompletten Berufsabschluss zu erreichen.

Die meisten Teilqualifikationen werden bundesweit für die Berufe Fachlagerist, Kunststoff- und Kautschuktechnologe, Berufskraftfahrer, die Kaufleute für Büromanagement, Maschinen- und Anlagenführer, Verkäufer sowie die Fachkraft für Schutz und Sicherheit durchgeführt.

Ein Erfolgsfaktor bei der regionalen Umsetzung von Teilqualifikationen sind "TQ-Allianzen" mehrerer Beteiligter: Unternehmen, Bildungsträger, Arbeitsagenturen und die IHKs setzen sich gemeinsam dafür ein, künftigen Fachkräften ein TQ-Angebot vor Ort bereitzustellen. Zielgruppe sind vor allem Menschen älter als 25 Jahre, für die eine reguläre duale Erstausbildung nicht infrage kommt und für die eine Umschulung oder Weiterbildungsmaßnahmen zu lange erscheinen – dazu zählen langjährig Erwerbstätige ebenso wie Arbeitslose oder auch Geflüchtete. So können Unternehmen auch auf diesem Wege Fachkräfte gewinnen.

Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss

Seit Oktober 2017 hilft das bei der DIHK Service GmbH angesiedelte Projekt "Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss" den IHKs bei der Umsetzung des bundeseinheitlichen Teilqualifikationsangebotes – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es vernetzt TQ-Akteure, unterstützt Allianzen in den Regionen und setzt sich für standardisierte Teilqualifikationen ein. Dafür leitet das Projekt "Chancen Nutzen" TQ-Berufe aus den Rahmenlehrplänen von dualen Ausbildungsberufen ab. Dazu arbeitet es mit Expertinnen und Experten sowie mit weiteren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten TQ-Projekten zusammen. In der Projektlaufzeit von 2021 bis 2023 waren es 13 Berufe, die abgeleitet wurden, für die kommenden Jahre sind weitere in Planung. Insgesamt sind es bereits über 40 Berufsausbildungen, die über mehrere standardisierte Teilqualifizierungen erreicht werden können.

Der Zugang zum Arbeitsmarkt gestaltet sich für Erwachsene ohne qualifizierten Abschluss deutlicher schwieriger als für andere Gruppen, dennoch können sie ein wichtiges und häufig ungenutztes Potenzial für die Unternehmen einbringen. TQs können ihnen neue Perspektiven verschaffen und für die deutsche Wirtschaft ein hilfreicher Baustein sein, den es angesichts des drängenden Fach- und Arbeitskräftemangels zu nutzen gilt.

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Kontakt

Porträtfoto Antje Baier
Antje Baier Projektleiterin Chancen Nutzen! Mit Teilqualifikationen Richtung Berufsabschluss