Die deutsche Wirtschaft steckt fest
Zu hohe Energie- und Arbeitskosten, die im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung und eine ausufernde Bürokratie bremsen die deutsche Wirtschaft. In der Folge bleiben Investitionen aus, und die Nachfrage nach deutschen Produkten lahmt im In- und Ausland: Die Ergebnisse der Befragung von rund 25.000 Betrieben im Rahmen der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2024 zeichnen ein düsteres Bild der Geschäftslage und -erwartungen deutscher Unternehmen. Zwar bieten Maßnahmen wie die Wachstumsinitiative der Bundesregierung einige gute Ansätze, doch diese reicht angesichts der Lage bei Weitem nicht aus, um das Wachstumsruder herumzureißen. Die Unternehmen brauchen nun ein deutliches Signal, um den Negativtrend zu stoppen und die Konjunktur zurück auf Kurs zu bringen.
Industrie und Kraftfahrzeugbau besonders stark betroffen
Der DIHK-Umfrage zufolge bewerten nur noch 26 Prozent (nach 28 Prozent im Frühsommer) der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als "gut". Fast gleich hoch ist der Anteil, der seine Lage als "schlecht" bezeichnet (25 Prozent nach zuvor 23 Prozent). Insbesondere in der Industrie zeigt sich ein starker Negativtrend: Nur noch 19 Prozent der Betriebe schätzen ihre aktuelle Situation als "gut" ein – ganze 35 Prozent hingegen bewerten sie mit "schlecht". Der Saldo sinkt deutlich um 11 auf minus 16 Punkte und liegt damit sehr weit unter dem langjährigen Durchschnitt von plus 21 Punkten.
Dramatische Einbrüche bei der Geschäftslage verzeichnet der Kraftfahrzeugbau, wo der Saldo um 27 auf minus 31 Punkte abstürzt. In der Branche treffen gleich mehrere strukturelle Herausforderungen aufeinander: Hohe Produktionskosten, die Transformation zur E-Mobilität, der Trend hin zur "local for local"-Produktion sowie eine wachsende und ernst zu nehmende Konkurrenz auf den Weltmärkten belasten die Geschäftserwartungen. Branchenübergreifend erwarten 31 Prozent der Unternehmen für das kommende Jahr schlechtere Geschäfte (zuvor 26 Prozent), während nur noch 13 Prozent mit einer Verbesserung rechnen (zuvor 16 Prozent).
Eigentlich massiver Investitionsbedarf – aber Investitionsneigung sinkt weiter
Die Bruttoanlageinvestitionen liegen noch immer deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Angesichts des wirtschaftlichen Ausblicks fährt ein Drittel der Unternehmen seine Investitionen am heimischen Standort zurück. In der Industrie sind es sogar fast 40 Prozent. Die schwache Investitionsneigung zeigt, wie sehr die industrielle Wertschöpfungsbasis derzeit ins Rutschen gerät. Zudem spiegeln sich die abnehmenden Investitionsabsichten der Unternehmen auch in den Beschäftigungsplänen wider: Ein Viertel aller Betriebe sieht sich gezwungen, die Anzahl der Beschäftigten zu senken. Mit einem Personalaufbau rechnet hingegen nur noch gut ein Zehntel.
Standortbedingungen belasten Wettbewerbsfähigkeit
Trotz eines robusten Wachstums der Weltwirtschaft erwartet auch die Exportindustrie für die nächsten zwölf Monate keine Besserung: Nur jeder fünfte Betrieb rechnet mit steigenden Ausfuhren, knapp ein Drittel geht von einem Rückgang aus. Dabei werden in der Umfrage insbesondere die Standortbedingungen als betriebliche Geschäftsrisiken bewertet: Unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (57 Prozent), steigende Arbeitskosten (54 Prozent), der Fachkräftemangel (51 Prozent) sowie zu hohe Energie- und Rohstoffpreise (49 Prozent) sind demzufolge zentrale Risikofaktoren der Betriebe jenseits geopolitischer Spannungen und Krisen.
Schnelle und zielgerichtete Maßnahmen dringend nötig
Die Politik ist gefragt, jetzt konkret gegenzusteuern und ein deutliches Aufbruchssignal zu setzen. Andernfalls droht die deutsche Wirtschaft in Europa und international den Anschluss zu verlieren. Spürbare Entlastungen müssen endlich in den Betrieben ankommen. Eine investitionsfreundliche Unternehmenssteuerreform, die komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlages und ein konsequenter Bürokratieabbau sind dringend notwendige Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen effektiv zu verbessern. Unternehmen brauchen zudem eine Entlastung bei den Energiekosten. Das wären erste konkrete Schritte, denen aber noch viele weitere folgen müssten, um wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad gelangen zu können.