Pfadnavigation

Teilung der Strompreiszone würde Wirtschaft stark belasten

Regionale Preissignale nicht über den Strommarkt abbilden
Stromleitungen mit Licht und Schatten

Unabhängig vom zurückgelegten Weg hat Strom bislang überall in Deutschland den gleichen Börsenpreis

© Sergiy Trofimov / Moment / Getty Images

Dass sich die europäischen Übertragungsnetzbetreiber in ihrem "Bidding Zone Review" grundsätzlich eher für eine Aufteilung des deutschen Strommarktes in mehrere Preiszonen aussprechen, bewertet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) kritisch.

Im Auftrag der EU-Kommission hatten die europäischen Netzbetreiber untersucht, ob eine Teilung der deutsch-luxemburgischen Strompreiszone angesichts der regional unterschiedlichen Kostenstrukturen bei der Stromerzeugung günstig wäre. In ihrem am 28. April vorgestellten Bericht benennen sie zwar vermeintliche Vorteile für eine Aufteilung Deutschlands in viele kleine Strompreiszonen, weisen aber auch deutlich auf Nachteile für die Wirtschaft hin und kritisieren die von der europäischen Energiebehörde ACER vorgegebene Methodik. 

Sollten sich nun die EU-Mitgliedstaaten nicht über die Zukunft des Strommarkt-Zuschnitts einigen, will die Kommission bis zum Frühjahr 2026 eine Entscheidung treffen.

Weitere Schwächung im internationalen Wettbewerb

Achim Dercks deutend

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks hofft, dass die im Bericht anklingenden Nachteile ernst genommen werden. Denn: "Die von den europäischen Übertragungsnetzbetreibern bevorzugte Teilung der deutsch-luxemburgischen Strompreiszone würde die deutsche Wirtschaft stark belasten", warnt er. "Insbesondere die energieintensive Industrie leidet schon heute unter den hohen Strompreisen und würde dadurch im internationalen Wettbewerb weiter geschwächt." 

Grundsätzlich gelte: "Je größer ein Markt, desto stärker der Wettbewerb und desto effizienter die Verteilung. Ein großer Strommarkt erhöht entsprechend die Versorgungssicherheit und senkt die Preise." 

Kleinteilige Preiszonen treiben die Kosten

Dercks ist überzeugt: "Eine Aufteilung Europas in zahlreiche kleinteilige Preiszonen hingegen ist ein Kostentreiber für die deutsche Wirtschaft. Sie entzieht dem Markt Liquidität, begünstigt regionale Monopole und erschwert den Handel." Die Folge: "hohe Strompreise, neue Umlagen und weitere Bürokratie sowie eine tiefgreifende Verunsicherung der Betriebe und Anlagenbetreiber durch einen viele Jahre andauernden Teilungsprozess". Zudem würden Investitionen in die Stromerzeugung und Flexibilitäten wie zum Beispiel Speicher ausgebremst, warnt er.

"Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber kritisieren zudem die verwendete Methodik als nicht hinreichend, um eine Teilung der Strompreiszone zu rechtfertigen", stellt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer klar. "Zu Recht verweisen sie darauf hin, dass weitere Kriterien wie beispielsweise der Netzausbau und die Förderkosten für erneuerbare Energien in eine Analyse einbezogen werden müssen."

Sein Appell: "Die Bundesregierung sollte sich daher weiterhin auf EU-Ebene für die einheitliche Strompreiszone einsetzen. Die Wirtschaft braucht gerade jetzt stabile Rahmenbedingungen und keine zusätzlichen Risiken und Unsicherheiten." Nicht weitere kleinteilige Strompreiszonen seien erforderlich, sondern "eine Stärkung des europäischen Strombinnenmarktes  – zum Beispiel durch einen raschen Ausbau von Grenzkuppelstellen und eine gemeinsame europäische Energieinfrastruktur". Und, so Dercks weiter: "Regionale Preissignale sollten zukünftig über dynamische Netzentgelte wirken statt über den Strommarkt."

Kontakt

Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie

Kontakt

Julia Löffelholz
Julia Löffelholz Pressesprecherin