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Stromversorgung lässt sich marktwirtschaftlich sichern

Neue Studie erläutert Alternativen zur Förderung von Kraftwerken
Gaskraftwerk Duisburg-Huckingen

Versorgungssicherheit bedeutet mehr als den Bau neuer Gaskraftwerke – im Bild die Anlage Huckingen in Duisburg

© Ruediger Fesse / iStock / Getty Images Plus

Unternehmen müssen sich auf die Stromversorgung verlassen können. Während die Bundesregierung dies eher über teure Förderprogramme für Kraftwerke sicherstellen möchte, kommt eine aktuelle Studie zu dem Ergebnis, dass eine Weiterentwicklung des Strommarktes der bessere Weg wäre.

Im kommenden Oktober will die Bundesregierung Eckpunkte für einen "Kapazitätsmechanismus" beschließen, also für ein Instrument, das die Stromversorgung auch beim weiteren Ausbau witterungsabhängiger erneuerbarer Energien zu jeder Zeit sicherstellen kann. Ab 2028 soll dieser neue Mechanismus in Zeiten mit wenig Strom aus Wind und Sonne ("Dunkelflauten") die Energieversorgung absichern und die Systemstabilität gewährleisten.

Marktverzerrungen vermeiden

Das Problem: Kapazitätsmechanismen bedeuten in der Praxis schnell eine Festlegung auf bestimmte Technologien, sie bergen Regulierungsrisiken und die Gefahr von Marktverzerrungen. Außerdem belastet eine dauerhafte Förderungspolitik wahlweise den Staatshaushalt oder die Stromkunden.

Vor diesem Hintergrund hat das Berliner Beratungshaus Connect Energy Economics im Auftrag des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (BNE), der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der European Energy Exchange (EEX) alternative Lösungswege untersucht.

Die Studie "Die Ordnung der Transformation – Versorgungssicherheit im Strommarkt" kommt zu dem Schluss, dass sich Versorgungssicherheit über den Markt durch eine Stärkung von Preissignalen erreichen lässt.  

Kernpunkt Absicherungspflicht

Konkret befürwortet die Studie ein gestärktes wettbewerbliches Marktdesign mit Absicherungspflichten für Versorger für den Fall extrem hoher Börsenpreise, wie sie in der europäischen Strommarktrichtlinie ohnehin vorgesehen ist: Versorger müssten damit ihre Lieferverpflichtungen am Strom-Terminmarkt (längerfristig) absichern. Dadurch werden neue finanzielle Anreize für Investoren geschaffen, zusätzliche und witterungsunabhängige Kapazitäten zu errichten. An der Strombörse würden entsprechende Absicherungsprodukte entstehen.

Achim Dercks deutend

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

Für die Wirtschaft sei es wichtig, dass die Kosten einer sicheren Energieversorgung für die Betriebe begrenzt würden, erläutert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Ergebnisse der Untersuchung. "Ziel sollte es daher sein, Investitionsanreize am Markt zu setzen, statt einzelne Technologien dauerhaft staatlich zu fördern. Die Studie zeigt deutlich, dass eine verlässliche Stromversorgung über marktliche Anreize möglich ist." 

Neben der Einführung der Absicherungspflicht empfehlen die Autoren weitere Maßnahmen zur Stärkung des Preissignals. Dazu gehört etwa eine Überarbeitung der Netzentgelte, sodass ein Mehrbezug von grünem Strom nicht "bestraft" wird.

Sie finden die Studie mit einer detaillierten Beschreibung der ökonomischen Hintergründe und Voraussetzungen als PDF-Dokument zum Download auf der Website von Connect Energy Economics.

Der Leiter der Beratungsgesellschaft, Marco Nicolosi, stellte die Studie "Ordnung der Transformation" im Rahmen eines DIHK-Webinars am 7. August 2024 vor:


Die Folien zur Veranstaltung können Sie unter www.connect-ee.com abrufen.

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Dr. Sebastian Bolay Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie

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Porträtfoto Niclas Wenz
Dr. Niclas Wenz Referatsleiter für Strommarkt, erneuerbare Energie und nationalen Klimaschutz

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Porträtbild Petra Blum, Pressesprecherin
Petra Blum Pressesprecherin