Die Lage der deutschen Wirtschaft und die Rolle internationaler Handelspartner speziell in Asien hat Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), jetzt im Gespräch mit der japanischen Tageszeitung "Nikkei" skizziert.
Japan kann ein Teil der Resilienz-Strategie sein
DIHK-Präsident Adrian sieht weltweit Trend zu mehr NationalismusDer Transformationsprozess in der Automobilindustrie beispielsweise sei auch deshalb ins Stocken geraten, weil die Politik "die Förderung kurzfristig zurückgezogen und dadurch eine große Verunsicherung erzeugt" habe, kritisierte der DIHK-Präsident. Den Green Deal bewertete er als den im Grunde genommen richtigen Ansatz. Allerdings: "Bei uns wird den Unternehmen teilweise aus Europa oder auch von nationaler Ebene genau vorgeschrieben, welche Wege sie gehen müssen und wie der Transformationsprozess auszusehen hat. Dabei rückt die Innovation leider in den Hintergrund."
"America first" würde Handelsbeziehungen beeinträchtigen
Wenn der neue US-Präsident Donald Trump heiße, bestehe aus Sicht der deutschen Wirtschaft die Gefahr, dass gemäß Trumps "America first"-Strategie US-Handelsbeschränkungen noch viel stärker zum Tragen kämen. "Und das wird natürlich nicht dazu beitragen, dass die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, Europa, den Vereinigten Staaten besser werden."
Gleichzeitig gebe es in vielen europäischen Ländern eine Veränderung hin zu mehr Nationalismus – eine "zunehmende Orientierung weg von dem, was wir über viele Jahre hatten: globalisierte Weltwirtschaft, freien Handel, Freizügigkeit". Das gelte für Europa wie auch für Amerika und China. "Ich befürchte, dass wir jetzt in eine solche Phase gehen könnten, in der wir uns durch das Aufbauen von Handelsschranken in unserem Wohlstand eher zurückentwickeln", warnte Adrian.
Chancen und Risiken in China
Im Umgang mit China versuchten die deutschen Unternehmen einerseits, eine gewisse Resilienz zu entwickeln, andererseits seien sie gefordert, in wachsenden Märkten präsent zu sein, berichtete er. Und das Marktpotenzial in China sei riesig, sodass zahlreiche deutsche Betriebe nach wie vor dort aktiv bleiben würden. Allerdings sei mit dem Ukraine-Krieg die Sorge gewachsen, dass Ähnliches in Taiwan passieren könne. "Das ist sicherlich ein Risiko, das viele Unternehmen in ihren Strategien einkalkulieren müssen."
Japan mit guten Bedingungen und politischer Stabilität
Japan sei in den vergangenen Jahren viel stärker in den Fokus gerückt. "Die Unternehmen haben gute Standortbedingungen, sie erwirtschaften gute Erträge", lobte Adrian. "Das kann ein Teil der Resilienz-Strategie sein, weil das Land einfach bessere Bedingungen, auch eine politische Stabilität sowie einen Rechtsstaat bietet." Dass deutsche Unternehmen dies zu schätzen wüssten, zeige auch die jüngste Befragung der Betriebe in Asien-Pazifik: Die Investitionspläne in der Region entwickelten sich am besten in Japan. "Immer mehr deutsche Betriebe bauen dort wichtige Einheiten auf oder erweitern diese, da Japan bei vielen eine zentrale Rolle in ihrer China+1-Strategie spielt", so Adrian.