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Impulse für weniger Bürokratie in der Gesundheitswirtschaft

DIHK zeigt auf, wie Verfahren zukunftsfähig gestaltet werden können
Bürokratie in der Medizin Liste

Dokumentieren statt heilen: Diese Schieflage belastet nicht nur die ambulante und stationäre Versorgung

© Karl-Heinz Spremberg / imageBROKER / Getty Images

Auf kaum einen anderen Sektor drückt die Bürokratielast so stark wie auf die Gesundheitswirtschaft. Vorschläge für Verbesserungen hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) jetzt in einem Impulspapier zusammengefasst.

Betroffen ist die gesamte Wertschöpfungskette der Branche – von der Entwicklung über die Zulassung und Produktion bis hin zu Abgabe, Leistungserbringung und Kostenabrechnung: Komplizierte Verfahren binden sowohl finanzielle als auch personelle Ressourcen, die dann nicht mehr für das Kerngeschäft zur Verfügung stehen.

Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer

Achim Dercks

© DIHK / Werner Schuering

"Es muss uns gelingen, die Bürokratie auf das wirklich Notwendige zu reduzieren – gerade auch angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels", gibt Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK, zu bedenken. "Wir sehen jedoch das Gegenteil – zusätzliche Vorgaben wie zuletzt die neue EU-Medizinprodukteverordnung."

Das Bundesgesundheitsministerium hat für das laufende Jahr wichtige Reformen insbesondere im Rahmen des Bürokratieentlastungsgesetzes angekündigt. Wie Wege aus dem Bürokratie-Dschungel in der Gesundheitswirtschaft aussehen könnten, skizziert die DIHK ihrem neuen Impulspapier.  

Forschungsstandort attraktiver machen

Potenziale lassen sich in nahezu allen Bereichen heben, etwa bei Forschung und Digitalisierung. Das zeigt beispielsweise auch der Aufbau eines Krebsforschungszentrums in Großbritannien durch das deutsche Pharmaunternehmen BioNTech: Lange und bürokratische Verfahren machen den Forschungsstandort Deutschland nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen unattraktiv. Aktuell werden viele Forschungsvorhaben nur verzögert oder auch gar nicht umgesetzt, was zu weniger Innovationen in Deutschland führt.

Gesundheitsdaten besser nutzen

Zur Beschleunigung muss auch die Digitalisierung in der Gesundheitsforschung beitragen; sie hat das Potenzial, die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung insgesamt zu verbessern. So könnten Unternehmen personalisierte Therapien entwickeln und Bestandsprodukte optimieren, wenn es ihnen möglich wäre, die Versorgungsdaten in Deutschland systematisch zu nutzen. Das würde etwa erlauben, zu analysieren, weshalb der Einsatz eines speziellen Arzneimittels oder Medizinprodukts bei bestimmten Patientengruppen oder in der realen Behandlungssituation nicht ausreichend wirksam ist.

Achim Dercks: "Wenn wir die Potenziale der Gesundheitsdatennutzung stärker nutzen, können Unternehmen Produkte zügiger und mit weniger Aufwand als bislang entwickeln oder verbessern." Davon profitiere auch die Wirtschaft insgesamt, da durch eine bessere Versorgung die krankheitsbedingten Ausfallzeiten kürzer oder seltener würden. "Nun ist es wichtig, dass das geplante Gesundheitsdatennutzungsgesetz die richtigen Weichen stellt. Unternehmen dürfen dabei gegenüber öffentlichen Forschungseinrichtungen nicht benachteiligt werden", mahnt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer.

Ambulante und stationäre Versorgung entlasten

Darüber hinaus müssen die Betriebe nach Einschätzung der DIHK auch in der ambulanten und stationären Versorgung entlastet werden. Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Apotheken oder Sanitätshäuser sind derzeit gezwungen, sich mit hohen Dokumentations- und kleinteiligen Berichtspflichten auseinanderzusetzen. Dadurch wird zum Beispiel die Eigenherstellung von Arzneimitteln in Apotheken unattraktiv.

Auch die je nach Krankenkasse unterschiedlichen Verfahren und Vorgaben bei der Versorgung mit Hilfsmitteln wie Pflegebetten, Bandagen und Prothesen machen den Betrieben zu schaffen. "Jetzt muss die Politik endlich liefern", sagt Achim Dercks. "Von einer Stärkung des Gesundheits- und Wirtschaftsstandorts profitiert auch die Resilienz des Gesundheitssektors insgesamt – und dadurch die Versorgungssicherheit."

Dazu schlägt die DIHK auch vor, jüngste Entscheidungen zum Wind-auf-See-Gesetz oder dem LNG-Beschleunigungsgesetz auf andere Fachgesetze zu übertragen, um auch den Aufbau oder die Erweiterung der Gesundheitsgüterproduktion zu beschleunigen. Darüber hinaus sollten EU-Vorgaben für Medizinprodukte vereinfacht werden. So führen die hohen Bürokratie- und Kostenbelastungen aufgrund der EU-Medizinprodukteverordnung unter anderem dazu, dass die Vermarktung von Produkten mit einem kleinen Absatzmarkt oft nicht mehr wirtschaftlich möglich ist.

Wo und wie sich die Abläufe rund um Forschung und Entwicklung, Marktzugang, Herstellung und Produktion sowie Leistungserbringung in der Branche verbessern lassen, können Sie hier nachlesen:

DIHK-Impulspapier "Gesundheitswirtschaft: Bürokratie abbauen und Verfahren zukunftsfähig gestalten" (PDF, 690 KB)

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Dr. Nadine Behncke Referatsleiterin Gesundheitswirtschaft

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Julia Fellinger Pressesprecherin