Die aktuelle Geschäftslage der deutschen Unternehmen in der Region Asien-Pazifik (ohne Greater China) hat im Herbst 2024 einen historischen Tiefstand erreicht. Dies ergibt eine Sonderauswertung des neuen AHK World Business Outlook (WBO) für die Region Asien-Pazifik.
Geschäftslage in Asien-Pazifik auf Rekordtief – Indien punktet
Sonderauswertung zum AHK WBO zeichnet ein vielschichtiges BildAn der halbjährlichen Umfrage der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) beteiligten sich rund 820 Mitgliedsunternehmen in der Region Asien-Pazifik und Greater China. Der Begriff Greater China umfasst dabei die Volksrepublik China, Hongkong und Taiwan, die als eng verbundene Märkte eine wirtschaftliche Einheit bilden.
Schlechter nur zu Pandemie-Zeiten
Gut jedes dritte der befragten Unternehmen (35 Prozent) bewertet seine aktuelle Geschäftslage als gut, 18 Prozent hingegen als schlecht. Nur während der Corona-Pandemie 2020 hatten die Betriebe die Situation vor Ort negativer eingeschätzt.
Die Erwartungen an die Konjunktur vor Ort trüben sich im Vergleich zum Frühjahr 2024 ein. Dennoch erwartet gut jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) im kommenden Jahr eine Verbesserung seiner Geschäfte vor Ort. Lediglich 8 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Zuversicht und hohe Investitionsbereitschaft in Indien
"Unsere Unternehmen in Asien-Pazifik lassen sich trotz der eingetrübten aktuellen Lage an vielen Standorten nicht entmutigen und blicken unterm Strich optimistisch in die Zukunft", fasst Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die neuen Ergebnisse zusammen.
Besonders deutlich zeigt sich die Zuversicht in Indien, wo zwei Drittel der Unternehmen sogar die konjunkturelle Entwicklung vor Ort in den kommenden zwölf Monaten positiver einschätzen als noch zuletzt. Indien bleibt auch das Zugpferd für Investitionen in Asien-Pazifik. 51 Prozent der Unternehmen vor Ort beabsichtigen höhere Investitionen in den kommenden zwölf Monaten. Damit ist Indien ein bedeutender Anziehungspunkt für ausländische – auch deutsche – Investitionen, knapp hinter den Philippinen (52 Prozent).
Auf den Philippinen bewerten 58 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut (2023 waren es 50 Prozent), in Malaysia sind es 54 Prozent (2023: 39 Prozent). In beiden Ländern ergibt sich eine signifikante Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr.
Greater China: Investitionspläne im Rückwärtsgang ...
Im Gegensatz dazu sinkt die Investitionsbereitschaft in Greater China deutlich, insbesondere in Festlandchina schraubt gut jedes vierte Unternehmen (28 Prozent) seine Investitionsabsichten für die kommenden zwölf Monate zurück. Hier hat sich die Geschäftslage zwar leicht erholt, die Investitionspläne der Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr jedoch deutlich heruntergefahren. Die Diversifizierung von China aus in andere Märkte des Asien-Pazifik-Raums schreitet weiter voran.
In der gesamten Region Asien-Pazifik sehen 51 Prozent der Unternehmen die schwache Nachfrage und 42 Prozent die Wechselkursschwankungen als größte Herausforderungen an. In Greater China bewerten drei Viertel der Betriebe die geringe Nachfrage als das bedeutendste Geschäftsrisiko. In Indien sind es vor allem Rohstoffpreise, Wechselkursvolatilität und Fachkräftemangel, die den Unternehmen Sorgen bereiten.
... Wettbewerbsposition vor Ort unter Druck
Die Schwächung der Wettbewerbsposition in Festlandchina ist ebenfalls ein besorgniserregender Trend. Hier geben 47 Prozent der Unternehmen an, dass sich ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert habe – auch in Relation zu heimischen Konkurrenten. In Taiwan und Hongkong sind diese negativen Einschätzungen dagegen weniger stark ausgeprägt. In Indien, Vietnam und Indonesien dagegen konnten die Unternehmen zuletzt ihre Wettbewerbsfähigkeit vor Ort steigern.
"Booster"-Thema Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeitsanforderungen erweisen sich als entscheidender positiver Einflussfaktor, der die Wettbewerbsfähigkeit stärkt. DIHK-Außenwirtschaftschef Treier: "Nachhaltigkeitsanforderungen haben sich zu einem Booster für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen vor Ort entwickelt." Gleichzeitig sehen die Betriebe eine steigende Konkurrenz sowohl am Standort als auch durch Drittmärkte. In Greater China berichten viele Unternehmen zudem von Benachteiligungen am lokalen Markt, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Sie finden die Sonderauswertung hier zum Download: