Nach einem herausfordernden 2024 blickt die deutsche Wirtschaft auf ein weiteres unsicheres Jahr. Wie sie wieder auf einen guten Wachstumspfad gelangen kann, erklärte jetzt Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), in einem Interview.
DIHK: Wir brauchen eine Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik
Peter Adrian drängt auf bessere Investitions- und WachstumsbedingungenIm Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Adrian, die 2025 neu zu wählende Bundesregierung solle ihre Agenda an der Maxime "Wirtschaft first" ausrichten. Die Unternehmen benötigten einen "glaubwürdigen wirtschaftspolitischen Kurs, der Bedingungen für Investitionen und Wachstum verbessert", so der DIHK-Präsident.
Als Sofortsignale für spürbare Veränderungen empfahl er neben einem massiven Bürokratieabbau einen Rückbau energiepolitischer Belastungen, Erleichterungen bei der Infrastruktur sowie – rund 16 Jahre nach der letzten Anpassung – "endlich wieder eine Unternehmenssteuerreform mit starken Anreizen für mehr Investitionen".
Geldpolitik für Stabilität, Wirtschaftspolitik für Wachstum
Denn die "großen Wachstumsimpulse" müssten von der Wirtschafts- und Finanzpolitik kommen, stellte er klar. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) könne lediglich Investitionen erleichtern und der aktuelle Kurs der geldpolitischen Stabilität an dieser Stelle für mehr Sicherheit sorgen. Richtig sei aber auch, dass die Währungshüter die Zielmarke für die Inflation im Euro-Raum genau im Blick behalten wollten, lobte er. Denn auch aus Sicht der Unternehmen sei "Stabilität eine zentrale Aufgabe der EZB".
Die Euro-Schwäche bereite ihm weniger Sorgen als deren Ursache: die Standortfaktoren in Europa – insbesondere hierzulande. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer tiefen strukturellen Krise, weil entscheidende Rahmenbedingungen am Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig sind", so Adrian. Das Vertrauen der Unternehmen sei angesichts der vielen neuen Belastungen und staatlichen Eingriffe in den vergangenen Jahren "auf einem Tiefpunkt".
Investitionsschwäche trübt die Aussichten
Das zeige sich gerade bei den Investitionen, warnte er. Diese lägen 2024 rund sechs Prozentpunkte unter dem Vor-Corona-Niveau – Tendenz weiter fallend. "Das sind keine guten Aussichten für zukünftiges Wachstum", erläuterte der DIHK-Präsident, und bereits jetzt sei Deutschland in dieser Hinsicht Schlusslicht in Europa. Die DIHK rechne damit, dass 2025 das dritte Jahr ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt werde – "eine in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einmalige wirtschaftliche Durststrecke".
Doch Adrian zeigte sich auch überzeugt: "Mit den richtigen Entscheidungen und einer Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik" bestehe weiterhin die Chance, "auf einen guten Wachstumspfad hin zu mehr wirtschaftlicher Dynamik und mehr Wohlstand im Land zu kommen".