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DIHK: "Vollständige Integration Europas vorantreiben"

Unternehmen ziehen positive Bilanz zu Bulgariens Schengen-Beitritt
Bulgarien Schengen-Beitritt

Am 1. Januar 2025 wurden die Grenzen zwischen Bulgarien und dem Schengenraum geöffnet

© Anadolu / Getty Images

Rund 100 Tage nach der vollständigen Schengen-Mitgliedschaft Bulgariens zeigt sich die Wirtschaft hochzufrieden mit den neuen Rahmenbedingungen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Deutsch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer (AHK Bulgarien) hervor.

Die Erhebung belegt, dass mehr als 83 Prozent der befragten Unternehmen die ersten Wochen im Schengenraum als sehr positiv oder eher positiv einschätzen. Über 70 Prozent spüren konkrete positive Veränderungen – allen voran durch schnelleren Warentransport, den Wegfall stationärer Grenzkontrollen und eine stärkere Einbindung Bulgariens in die europäische Wirtschaft. 

Offensichtlicher Nutzen vor allem beim Transport

Volker Treier im Atrium 2022

Volker Treier

© DIHK / Werner Schuering

"Der wirtschaftliche Nutzen offener Grenzen ist offensichtlich", sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Deshalb setzen wir uns für den vollständigen Schengen-Beitritt und die weitere Integration europäischer Wirtschaftsräume ein. Denn: Freier Handel und enge Kooperation sind das Fundament für Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität in Europa."

Der Umfrage zufolge wirkt sich der Wegfall der Kontrollen besonders im grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr positiv aus: 44 Prozent der Unternehmen nennen schnellere Transporte als größten Vorteil, gefolgt vom Bürokratieabbau an den Grenzen (39 Prozent) und der verbesserten Anbindung an den EU-Binnenmarkt. Die Betriebe berichten von kürzeren Lieferzeiten, gestärkter Wettbewerbsfähigkeit und einem positiven Imageeffekt für den Standort Bulgarien.

"Gerade für deutsche Unternehmen ist der Ausbau offener Grenzen in Südosteuropa ein echter Gewinn", betont Treier. "Bulgarien ist ein wichtiger Partner in der Region – sowohl als Transitland für Waren aus der Türkei, Griechenland und Vorderasien, als auch als Produktionsstandort für Zulieferer der deutschen Industrie, insbesondere im Automobil- und Elektroniksektor."

Zweitwichtigster Handelspartner auf dem Balkan

Die wirtschaftliche Bedeutung Bulgariens für Deutschland ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen: Mit einem Handelsvolumen von 12,4 Milliarden Euro im Jahr 2024 wurde ein neuer Rekord erzielt. Bulgarien ist damit nach Rumänien Deutschlands zweitwichtigster Handelspartner auf dem Balkan.

Auch mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Integration macht Bulgarien Tempo: Das Land strebt den Beitritt zur Eurozone zum 1. Januar 2026 an und hat hierfür bei der EU-Kommission einen außerordentlichen Konvergenzbericht angefordert. Mit einem Verschuldungsgrad von lediglich 24,6 Prozent liegt Bulgarien deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 88,2 Prozent und weist damit den zweitniedrigsten Schuldenstand aller EU-Mitgliedstaaten auf.

Bei den Herausforderungen nachjustieren

Auch wenn Unternehmen die Entwicklungen insgesamt sehr positiv sehen, benennen sie weiterhin bestehende Herausforderungen. Dazu zählen Engpässe bei der Grenzinfrastruktur, Probleme mit illegaler Migration und noch nicht vollständig genutzte Potenziale bei der Logistik.

"Diese Rückmeldungen nehmen wir ernst", stellt Volker Treier klar. "Sie zeigen, wo wir gemeinsam nachjustieren müssen, um die Schengen-Erweiterung zum vollen wirtschaftlichen Erfolg zu machen. Europa gewinnt durch Integration – und diese Dynamik gilt es gerade jetzt, in Zeiten großer handelspolitischer Unsicherheiten, weiter zu nutzen."

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Kägebein, Stefan
Stefan Kägebein Referatsleiter Ost- und Südosteuropa

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Julia Fellinger Pressesprecherin