Nach einem schwierigen Jahr haben die in China aktiven deutschen Unternehmen ihre Geschäftserwartungen nach unten korrigiert. Wie die Deutsche Handelskammer in China meldet, setzen sie verstärkt auf Lokalisierung – nicht nur aufgrund staatlicher Regulierung, sondern vor allem wegen der lokalen Marktdynamik.
Deutsche Unternehmen in China setzen auf "Lokalisierung 3.0"
Geschäftsklimaumfrage zeigt Rekordtief für die Branchen-ErwartungenDer jetzt veröffentlichten Geschäftsklimaumfrage 2024/25 der Deutschen Handelskammer in China zufolge sind deutsche Unternehmen mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, darunter die schwächelnde Wirtschaft der Volksrepublik, ein intensiver Wettbewerb und lokaler Protektionismus. Um auf aktuelle Marktanforderungen zu reagieren, Risiken zu mindern und vorhandene Chancen zu nutzen, vertiefen die Betriebe ihre Lokalisierungsstrategien.
Branchenausblick auf historischem Tiefstand
Mit einer Verbesserung der Lage ihrer jeweiligen Branche im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 rechnen nur 15 Prozent der Befragten, 55 Prozent sehen eine Verschlechterung. Für 2025 erwartet nur ein Drittel der Betriebe positive Entwicklungen, 29 Prozent rechnen mit einem weiteren Rückgang – ein historischer Tiefstand.
Dennoch planen 92 Prozent der deutschen Betriebe, ihre Aktivitäten in China fortzusetzen, was mit den Ergebnissen der Vorjahre übereinstimmt. Nur 0,4 Prozent der Befragten haben konkrete Pläne, das Land zu verlassen.
56 Prozent der Befragten identifizieren die schwache Nachfrage in China als eine ihrer drei größten geschäftlichen Herausforderungen, gefolgt vom Preisdruck (52 Prozent). Darüber hinaus berichten 60 Prozent der Unternehmen von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im Vorjahresvergleich. Für 2025 erwarten 33 Prozent eine weitere negative Entwicklung.
Marktdynamik löst "Lokalisierung 3.0" aus
Als Reaktion auf Wettbewerbs- und Preisdruck agieren deutsche Unternehmen verstärkt "in China für China" und arbeiten zunehmend mit dem Mindset eines chinesischen Unternehmens. 40 Prozent der Befragten operieren nun unabhängiger von ihren Zentralen in Deutschland – das sind signifikante 12 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Deutsche Handelskammer in China beschreibt diese strategische Verschiebung als "Lokalisierung 3.0": Triebfeder sind nicht mehr nur regulatorische Anforderungen, sondern vor allem die Marktdynamik vor Ort.
Zu den zentralen Ergebnissen des "Business Confidence Survey Report 2024/25" zählt auch, dass der Wettbewerb weiterhin Investitionen antreibt – 51 Prozent der Befragten planen, ihre Budgets hierfür in der nächsten zwei Jahre zu erhöhen, größtenteils aus der Notwendigkeit heraus, wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig verringert sich der Innovationsvorsprung deutscher Unternehmen weiter: 8 Prozent der deutschen Firmen berichten, dass chinesische Wettbewerber in ihrer Branche die Innovationsführerschaft innehaben; 2023 hatten das nur 5 Prozent so gesehen.
Die größte Herausforderung für die vor Ort aktiven deutschen Betriebe ist der wachsende lokale Protektionismus: Den "Buy China"-Trend bewerten 29 Prozent der Befragten als primäre regulatorische Herausforderung, 2023 waren es nur 21 Prozent. Damit rückte dieser Aspekt erstmals an die Spitze. Als größte Chance – die einzige, die gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat – identifizieren die Unternehmen die Internationalisierung chinesischer Unternehmen.
Weitere Details und die kompletten Umfrageergebnisse gibt es auf der Website der AHK Greater China.