Der G20-Gipfel in Rio de Janeiro 2024 rückt Lateinamerika als bedeutenden globalen Wirtschaftspartner in den Fokus der weltweiten Aufmerksamkeit. Trotz globaler Unsicherheiten bleibt die Region dynamisch und bietet große Chancen für stärkere Wirtschaftsbeziehungen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) veröffentlicht aktuelle Zahlen.
Deutsche Unternehmen blicken zuversichtlich auf G20-Gipfel
Sonderauswertung des AHK WBO zum Treffen in Rio de Janeiro"Gerade Brasilien zeigt, dass Investitionen in Bildung und Infrastruktur Früchte tragen und für Stabilität und Wachstum sorgen können", kommentiert DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse einer Sonderumfrage des AHK World Business Outlook Herbst 2024.
Diese Analyse, in der die DIHK in Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) die wirtschaftliche Lage in Süd- und Mittelamerika beleuchtet, zeigt eine differenzierte Entwicklung.
Brasilien bleibt Hoffnungsträger, …
Während die Geschäftserwartungen der Unternehmen weltweit und in der Region insgesamt gesunken sind, bleibt Brasilien ein Hoffnungsträger: Hier gehen die Betriebe von einer Stabilisierung und sogar einem Wachstum der Wirtschaft im kommenden Jahr aus.
Besonders erwähnenswert ist die hohe Investitionsbereitschaft: Viele Unternehmen in Süd- und Mittelamerika planen, ihre Investitionen in den kommenden Monaten auszuweiten – ein Trend, der sich auch in Brasilien deutlich abzeichnet.
… und hält andere Herausforderungen bereit
Die Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Brasilien unterscheiden sich erheblich von denen in anderen Teilen der Welt. In Brasilien gilt der Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko (44 Prozent) für die Betriebe, anders als im globalen Vergleich und in anderen Regionen Süd- und Mittelamerikas.
Zugleich bleibt die fehlende Rechtssicherheit für 39 Prozent der Unternehmen in Brasilien ein bedeutendes Risiko, während weltweit nur 19 Prozent dies als problematisch ansehen. Auch die unzureichende Infrastruktur wird in Brasilien mehr als doppelt so häufig als Geschäftsrisiko bewertet wie weltweit (Brasilien: 28 Prozent; weltweit: 11 Prozent).
Der brasilianische Markt bietet großes Potenzial für die deutsch-brasilianischen Handelsbeziehungen. Handelshemmnisse, hohe Zölle, Infrastrukturprobleme und das Fehlen eines Doppelbesteuerungsabkommens behindern jedoch noch immer das Ausschöpfen dieses Potenzials.
EU-Mercosur-Abkommen wäre ein Gamechanger
Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen in anderen Weltregionen gewinnen neben Brasilien auch andere lateinamerikanische Länder für die deutsche Wirtschaft an Bedeutung. "Die lateinamerikanischen Märkte bieten vielfältige Chancen, von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entwicklung neuer industrieller Infrastrukturen", stellt Volker Treier klar. "Der Abschluss des EU-Mercosur-Abkommens wäre daher ein absoluter Gamechanger und ein bedeutender Hoffnungsschimmer für unsere exportorientierten Unternehmen in einem ansonsten trüben handelspolitischem Umfeld."
Das Abkommen würde die Märkte Argentiniens, Brasiliens, Paraguays, Uruguays und Boliviens für europäische Exporteure öffnen und damit Wachstumschancen schaffen. Die deutsche Wirtschaft hofft, dass dieses Abkommen nach über zwei Jahrzehnten der Verhandlungen endlich zu einem Abschluss kommt. Der G20-Gipfel am 18./19. November 2024 in Rio de Janeiro bietet nicht nur eine Plattform für den Austausch über wirtschaftliche Chancen und Partnerschaften in Lateinamerika, sondern ist auch ein idealer Rahmen für den greifbar nahen Abschluss des Handelsabkommens.