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"Ein Handelskrieg kennt nur Verlierer"

Melnikov: EU sollte mit den USA verhandeln und die eigene Position stärken
Weltkarte mit den Flaggen von USA, Kanada, Mexiko

Das USMCA-Abkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada hatte auch die Investitionsentscheidungen vieler deutscher Unternehmen beflügelt

© michal812/ iStock / Getty Images Plus

US-Präsident Donald Trump hat die ersten der angedrohten Importzölle verhängt. Auch wenn sie zu Verhandlungszwecken teils wieder auf Eis gelegt wurden, gilt: Die Europäische Union muss ebenfalls mit zusätzlichen Abgaben rechnen. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), rät zu proaktivem Handeln.

In einem ersten Schritt hatten die USA Waren aus Mexiko und Kanada mit Zusatzzöllen von 25 Prozent belegt, Einfuhren aus China mit 10 Prozent. Zwar wurden die Abgaben für mexikanische Güter nach Zugeständnissen des südlichen US-Nachbarn für einen Monat ausgesetzt und mit Kanada Gespräche vereinbart. Wie sich die Lage weiterentwickelt, ist jedoch auch für die hiesige Wirtschaft hochrelevant. 

Deutsche Unternehmen erheblich betroffen

Helena Melnikov gestikulierend

Helena Melnikov

© DIHK / Trang Vu

"Jetzt geht es darum, einen Handelskrieg zu verhindern", sagte Helena Melnikov der "Rheinischen Post" auf Anfrage. "Denn der kennt nur Verlierer." US-Zölle auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko würden auch für deutsche Unternehmen "nicht folgenlos bleiben". Denn: "Allein in Mexiko sind 2.100 deutsche Unternehmen aktiv, die größtenteils den US-Markt beliefern und von den Zöllen wohl in erheblichem Maße betroffen sein werden. Gerade in der Automobilbranche gehen Waren bis zu ihrer Fertigstellung oft mehrfach innerhalb des nordamerikanischen Marktes über die Grenze."

"Ernüchternd" nannte die DIHK-Hauptgeschäftsführerin, dass die zunächst verhängten US-Zölle "gegen das nordamerikanische Handelsabkommen USMCA (United States-Mexico-Canada Agreement) verstoßen, das auch eine wichtige Grundlage für Investitionsentscheidungen zahlreicher deutscher Unternehmen in Nordamerika ist". Verlässliche Handelsregeln seien essenziell für die international so vernetzte deutsche Wirtschaft. Sie zeigte sich überzeugt: "Zölle bringen langfristig keinen Nutzen – vor allem nicht für deutsche Unternehmen." Diese seien auf freien Handel angewiesen. "Handelshemmnisse treffen uns besonders hart." 

Klug verhandeln und Wettbewerbsfähigkeit stärken

Die schnelle Umsetzung der im US-Wahlkampf angekündigten Zölle gegen die drei wichtigsten Handelspartner der USA zeigten, "dass wir uns auch in der EU auf ähnliche Aktionen einstellen müssen", warnte Melnikov. Denn auch Europa habe Donald Trump mehrfach mit Einfuhrzöllen gedroht. "Deshalb dürfen wir nicht abwarten, was vielleicht als nächstes passiert. Wir sollten jetzt proaktiv handeln. Das bedeutet erstens für die EU-Kommission, mit der Regierung von Donald Trump über Handelsfragen zu verhandeln und ein Win-win ausloten. Zweitens: Die EU muss ihre Handelspolitik endlich strategisch klarer ausrichten und Handelsabkommen mit neuen Partnern forcieren, und drittens: Wir müssen in Europa die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen wieder ganz nach oben stellen." 

Es gelte, so die DIHK-Hauptgeschäftsführerin, weniger Bürokratie und Einschränkungen im eigenen Land, dafür mehr Möglichkeiten und Chancen auf den Märkten der Welt zu schaffen.


Zur Einordnung: Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Hiesige Unternehmen sind in den Vereinigten Staaten mit Investitionen von mehr als einer halben Billion Euro stark vertreten. Hierzulande wie auch in den USA hängen jeweils mehr als eine Million Arbeitsplätze an der erfolgreichen Zusammenarbeit.

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Melanie Vogelbach Bereichsleiterin Internationale Wirtschaftspolitik, Außenwirtschaftsrecht

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