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ACER-Marktüberwachungsbericht des europäischen Stromgroßhandels

Erneuerbare Energien im Fokus
Freileitungsmast und Solarpanel

Die Behörden ACER und CEER überwachen die EU-Energiemärkte

© Bilanol / iStock / Getty Images Plus

Der ACER-Marktbericht 2024 beleuchtet die Fortschritte und Herausforderungen auf dem Weg zu einem integrierten EU-Strommarkt. Mit besonderem Fokus auf die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien und flexibler Marktmechanismen zeigt der Bericht Wege auf, wie die EU ihre Energiepreise stabilisieren und die Wettbewerbsfähigkeit stärken kann – entscheidende Faktoren für die Industrie und Wirtschaft, insbesondere in Deutschland.

Der Bericht der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) zur Integration des EU-Stromgroßhandelsmarktes zeigt deutliche Fortschritte, aber auch zentrale Herausforderungen der Energiewende. Die Treiber sind der rasche Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, sowie die notwendige Stärkung flexibler Marktstrukturen, um auf die veränderte Erzeugungslandschaft zu reagieren. Erneuerbare Energien nahmen im Jahr 2023 eine dominierende Rolle ein, wobei der Anteil an nicht-reaktiver Erzeugung, die sich kurzfristigen Nachfrageschwankungen nicht anpassen kann, um 10 Prozent stieg. Diese Entwicklung führte zu einer Zunahme von negativen Strompreisen in der EU und stellt weiterhin eine Herausforderung für die Systemintegration dar. In Deutschland hat die verstärkte Einspeisung durch Wind und Solar zu häufigeren Preisvolatilitäten geführt. Der ACER-Bericht identifiziert hier Verbesserungspotenzial, vor allem durch gezielte Investitionen in flexiblere Lösungen wie Speichersysteme und grenzüberschreitende Verbindungsleitungen. Der deutsche Markt könnte von einer besseren Integration der Intraday- und Balancing-Märkte profitieren, um auf die fluktuierende Erzeugung aus erneuerbaren Quellen angemessen reagieren zu können.

Die Integration in den EU-Balancing-Märkten ist bisher begrenzt: nur vier Mitgliedstaaten, darunter Frankreich und Italien, haben ihre nationalen Übertragungsnetzbetreiber (TSOs) den europäischen Balancing-Plattformen angeschlossen, die seit 2022 in Betrieb sind. ACER empfiehlt, dass weitere Länder ihre TSOs integrieren, um das grenzüberschreitende Balancing zu fördern und die Zahl der teuren Ausgleichsmaßnahmen zu verringern. Ein weiteres Ergebnis ist die hohe Netzüberlastung in der EU. Die Kosten für das Engpassmanagement stiegen 2023 auf rund 4 Milliarden Euro, was die Bedeutung von Investitionen in Netzkapazitäten und flexiblere Infrastrukturen unterstreicht.

Erneuerbare Energien führten zu bedeutenden Marktveränderungen, wobei das steigende Angebot aus Wind- und Solarenergie zur Trennung der Strompreise von fossilen Brennstoffen beiträgt. ACER schlägt vor, dass langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) und zweiseitige Differenzverträge (2-way CfDs) für Erneuerbare Energien und die Kernenergie gezielt gefördert werden, um Industrieunternehmen, insbesondere in Deutschland, Preisstabilität zu bieten. Die Förderung von Eigenverbrauchsmodellen für energieintensive Betriebe wird ebenfalls als Möglichkeit zur Abfederung von Preisvolatilitäten empfohlen.

Der ACER-Bericht betont die Notwendigkeit, die Preisbildungsmechanismen für Erdgas schrittweise zu dekarbonisieren und die Strommärkte langfristig stabil zu gestalten. Da Forward-Märkte aktuell nur bis zu einem Jahr Preisprognosen bieten, schlägt ACER Regulierungsmaßnahmen zur langfristigen Marktstabilisierung vor. In Deutschland, das auf verlässliche Preise für seine wettbewerbsintensive Industrie angewiesen ist, könnte dies ein entscheidender Schritt sein, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Investitionen in saubere Energien zu fördern.

Bis Ende 2024 plant ACER, einen Bericht zur Effizienz von Infrastrukturinvestitionen im Stromsektor zu veröffentlichen. Ab 2025 sollen außerdem die Regelungen für die Marktintegration überprüft und angepasst werden, darunter die Einführung eines Netzcodes zur Förderung der Nachfrageflexibilität. Diese Maßnahmen sind zentrale Schritte, um die EU-Strommärkte widerstandsfähiger und flexibler zu gestalten und die ambitionierten Energieziele zu unterstützen, die eine Erhöhung der erneuerbaren Energiekapazität und eine Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bis 2030 vorsehen.

Kontakt

Hilden, Marlon
Marlon Hilden Referatsleiter europäische und internationale Energie- und Klimapolitik